Tipps zur Pflanzen-Aussaat

Kostenlose Pflanzenschildchen

Meine Pflanzschildchen fertige ich mir selbst. Alte Joghurt-Becher und Ähnliches werden sauber gewaschen und gesammelt. Im Frühjahr trenne ich mit der Schere den Boden und den Rand der Becher ab und schneide den mittleren Becherteil mit der Schere Streifen. Mit einem UV-lichtbeständigen Permanentmarker beschriftet, weiß ich immer Bescheid, was ich gerade wann gesät habe. Im Gemüsebeet werden meine Pflanzen ebenfalls mit Schildchen sauber gekennzeichnet. So weiß ich im Herbst, von welcher Sorte ich gerade Samen sammle.

Übrigens, den UV-lichtbeständigen Permanentmarker können sie bei „Gärtner Pötschke“ bestellen.

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Preisgünstige Pflanzkistchen

Bild: 10-er Tray`s auf Tablett

Mini-Gewächshäuser: Die erste Aussaat erfolgt bei mir meistens in Mini-Gewächshäuser mit passendem Deckel. Unter dem Deckel haben die aufkeimenden Pflanzen genügend Luftfeuchtigkeit. Mit den beiden Schiebern im Deckel lassen sich die Luftfeuchte regeln. Öffnen sie die Schieber ganz, sobald die Saaten aufgelaufen sind. Sobald sie die Pflänzchen greifen können, sollten sie die Sämlinge vereinzeln, damit sie zu kräftigen Jungpflanzen heranwachsen. Achten sie beim Kauf auf eine gute Qualität der Mini-Gewächshäuser. Dünnes Plastik, welches sich verdrehen lässt ist nicht sehr langlebig. Ich habe meine Mini-Gewächshäuser preiswert im Supermarkt Norma gefunden.

10-er Trays und Tabletts: Wenn ich meine Balkonpflanzen kaufe, sammle ich immer die 10-er Trays. Sie eignen sich hervorragend zum Vereinzeln der vorgezogenen Gemüsepflanzen. Ein Arbeitskollege wohnt direkt neben einem Friedhof und sammelt von dort für mich immer die 10-er Trays aus dem Plastik-Container. Den selbstverständlich brechen die Plastik-Behälter auch nach ein paar Jahren Benutzung und ich benötige Nachschub. Aber die 10-er Trays sind auf jeden Fall mehrfach zu benutzen. Auf diese Art ist Plastik gespart und bekommt ein zweites und drittes Leben. Als Untersetzer benutze ich Tabletts, welche in der Firmenkantine ausgemustert wurden. Es lohnt sich ein gutes Verhältnis zum Kantinen-Chef zu haben. Mit diesem Set, 3 Stück 10-er Trays je Tablett kann ich meine Pflanzen auf der Fensterbank groß ziehen. Es gibt auch Trays mit einer 6-er Einteilung, diese benutze ich zum pikieren von schnell wüchsigen Pflanzen wie zum Beispiel Kürbis und Zucchini.

Quickpot Platten: Selbstverständlich können sie auch professionelle Quickpot Platten mit passender Bewässerungswanne kaufen. Ich empfehle die Einteilung Platte für 54 Pflanzen. Darin gedeihen vereinzelte Salatpflanzen hervorragend. Eine gute Bezugsadresse ist „Hof Jeebel, Biogartenversandt“. Wenn die Platte nach Benutzung gesäubert und dunkel aufbewahrt werden, halten die Quickpot Platten jahrelang.

Lichtkeimer, Dunkelkeimer, Frostkeimer – Was ist der Unterschied

Bild: Aussaatschale des Minigewächshauses: Salat ist ein Lichtkeimer!

Beachten Sie immer die Besonderheiten des Samens. Wenn der Samen nicht aufgeht ist meistens nicht der Samen schlecht gewesen, sondern der Gärtner hat bei der Aussaat Fehler gemacht.

Lichtkeimer: Diese Samen sollten sie nicht mit Erde abdecken. Sie werden lediglich auf die Aussaaterde gestreut und angedrückt. Vorsichtig von unten gießen, damit der Samen nicht verschwemmt wird. Ein Lichtkeimer benötigt wie der Name schon sagt zum Keimen Licht. Zu den Lichtkeimern gehören z. Beispiel: Salat, Basilikum oder Lavendel. Im Zweifel, wenn diese Angabe nicht auf der Samentüte steht, sehen sie im Internet nach.

Dunkelkeimer: Diese Samen keimen nur, wenn sie mit Erde bedeckt sind. Es gilt die Faustregel doppelt bis  dreimal so dick wie der Samen groß ist. Die kleinste Einheit dabei sind 0,5 cm Erde über den ganz feinen Samen. Über dicken Puffbohnen dürfen es auch mal 2 cm Erde sein.

Frostkeimer: Manche Samen benötigen zum keimen einen Kältereiz. Je nach Frostkeimer-Art muss die Temperatur unterschiedlich tief sein. Lesen sie im Internet nach. Manche Samen möchten befeuchtet werden und dann 3 Monate im Plastikbeutel im Kühlschrank ruhen. Kapernsamen zählen zum Beispiel dazu. Andere Samen werden im Herbst ausgesät und mitsamt Topf im Gemüsebeet versenkt. Sie benötigen tatsächlich Minustemperaturen um dann im Frühjahr aufzulaufen. Hierzu zählen zum Beispiel Arnika-Samen.

Warmkeimer: Die meisten Samen keimen am besten bei Zimmertemperatur um die 20 Grad. Paprika und Auberginen mögen es noch wärmer um die 25 Grad. Nachdem sich das zweite Blattpaar gebildet hat wird pikiert, dann können die Pflänzchen auch in einem kühleren Zimmer stehen.

Übrigens hat auch Samen ein Haltbarkeitsdatum: Es ist auf den meisten Samentüten aufgedruckt

Zu jeder Jahreszeit das richtige Saatgut

Frühjahr, Sommer und Herbst bringen unterschiedliche Temperaturen. Achten sie auf den richtigen Aussaatzeitpunkt auf den Samentüten.

Ein Beispiel: Salat Maikönig ist eine der frühesten Salatsorten. Er wird im Februar und März gesät und ist im Mai bereits erntereif. Im Sommer gedeiht der Salat nicht mehr und schosst, weil die Temperaturen anders sind. Manche Saaten, welche im Frühjahr funktionieren, gedeihen auch im Herbst. Deshalb habe ich immer verschiedene Frühjahres-, Sommer- und Herbst-Sorten von Salat, Radieschen, Radies, Möhren, Kohlrabi usw. vorrätig.

Trauen sie sich auch an Unbekanntes heran und entdecken sie Neues

Ich bin ein richtiger Samen-Jäger und Samen-Sammler. In jedem Urlaubsland erobere ich erst einmal den örtlichen Gartenmarkt und prüfe das Angebot der bunten Samentütchen.  Entdecken macht Spaß. Aus Südafrika habe ich mir 3 prima Sorten Tomaten mitgebracht, welche ich seither selbst vermehre. Aus Ungarn 2 tolle Sorten Paprika-Sorten und aus Italien stammen meine Freiland-Bauerngurken. Auch in Deutschland unbekanntes Gemüse habe ich so entdeckt. Etwa den Sprosskohl „Cime di Rapa“ eine Brokkoli-Art, welche keine großen Blumen ausbildet, sondern den ganzen Sommer hindurch bis in den Herbst hinein zarte Broccoli-Sprossen bietet. Oder  das Salzkraut „Agretti“, eine etwas herb schmeckende Gemüseart, die zusammen mit Pasta gekocht und mit Knoblauch und Parmesan verfeinert ein tolles Gemüse-Pasta-Gericht abgibt.

Bild: Aussaat von Agretti – Salzkraut

Dieses Jahr wollen wir den „Guten Heinrich“ ausprobieren. Eine vergessene Oma-Pflanze. Seine jungen Triebe und Blätter lassen sich als Spinat oder Salat zubereiten. Getrocknet als Tee wirken die Blätter blutreinigend, etwas abführend uns sind sehr eisenhaltig. Die Stängel werden wie Spargel zubereitet, die knospigen Blüten kann man wie Broccoli verwenden und die Samen in Salzwasser weich gekocht dienen als Füllung für Tomate und Paprika. Klingt doch interessant oder nicht.

Probieren Sie doch mal bunte Möhren, bunte Radieschen und Rettiche oder bunte Beete. Es gibt so viel zu entdecken und erschmecken.

Wählen sie den richtigen Zeitpunkt zum sähen. Pflanzen benötigen Licht. Sähen sie nicht zu früh!

Auf den vielen Pflanzenflohmärkten bemerke ich immer wieder Käufer, die lange, lange Tomaten-Pflanzen, meist schon mit einer Blütenrispe stolz nach Hause tragen. Schade um den Pflanzplatz. Diese Pflanzen sind lichthungrig dem wenigen Licht am Fensterplatz entgegen geschossen und haben eine Not-Blüte gebildet. Sie werden niemals buschig wachsen und auch nicht recht viel mehr als genau diese eine Blütenrispe bilden. Wer zu früh am Fenster säht riskiert geschosste Pflanzen, „langkragert“ wie wir in Bayern sagen. Hinter der Fensterscheibe bekommen die zarten Pflänzchen einfach nicht genügend Licht. Aufgrund der Wärme im Zimmer wachsen die Pflanzen trotzdem recht zügig in die Höhe und dem Licht entgegen. Solche Pflanzen sind meist nicht mehr zu retten, sie werden niemals mehr buschig und gedrungen. Deshalb lieber etwas mehr Geduld und später sähen, die Pflanzen holen bei wärmer werdenden Temperaturen locker wieder im Wachstum auf. Einen guten Überblick über die richtige Saatzeit geben nicht nur der Aufdruck auf der Samentüte sondern auch unser „Jahrbuch für Gartenarbeit“ hier im Blog.

Sähen, Pikieren, Topfen und Pflanzen

Ansähen: Die Samen werden entsprechend ihren Bedürfnissen im Mini-Gewächshaus oder in 10-er Trays angesät. Markieren sie jede Saat mit dem Namen des Gemüses oder der Blume und dem Sorten-Namen, so können keine Verwechslungen auftreten. Zur Aussaat verwende ich nährstoffarme Aussaaterde.

Pikieren: Sind die Samen am warmen Wohnzimmer-Fenster aufgelaufen, müssen unsere Gemüsekinder nun zu kräftigen Jungpflanzen heranwachsen können. Dazu benötigen sie mehr Platz und mehr Nährstoffe. Bis zur Pflanzzeit im Freiland vergeht ja noch einiges an Zeit. Pflanzen, welche in den Aussaatschalen der Minigewächshäuschen oder 10-er Trays angesät worden sind, sollten spätestens nach der Bildung des zweiten Blätterpaares nach den Keimblättern in Töpfchen pikiert werden. Dies ist je nach Gemüseart etwa nach einer bis drei Wochen der Fall. Verwenden sie dazu ein Pikierstäbchen und heben sie die kleinen Pflänzchen vorsichtig aus der Erde, damit die zarten Wurzeln nicht beschädigt werden. Dann wird in größere Töpfchen vereinzelt. Dabei werden die Pflänzchen möglichst tief, bis knapp unterhalb der Keimblätter, in die Erde gesetzt. So bilden sich am Stengelhals mehr Wurzeln und die Pflanzen können mehr Nährstoffe aufnehmen. Während in nährstoffarmer Aussaaterde vorgezogen werden kann, benötigen die jungen Pflanzen nun eine reichhaltige Gemüseerde mit einem guten Anteil an reifem Kompost. Verwendet werden kann auch vorgedüngte Blumenerde. Achten Sie beim Kauf aber unbedingt darauf, dass die Blumenerde keinen Torf enthält. Ich vereinzele die Pflanzen in größere 10-er Trays, 6-er Trays und Quickpot-Platten.

Abhärten: Die vereinzelten Pflänzchen können nun kälter stehen. Zum Beispiel am Fenster in ungeheizten Zimmern oder dem Treppenhaus. Dadurch gewöhnen sich die Pflänzchen schrittweise an kältere abgesenkte Temperaturen und werden auf den Übergang ins ungeheizte Gewächshaus oder Frühbeet vorbereitet. Nur wärmebedürftige Saaten wie z. Beispiel Auberginen, Paprika, Chilis, Gurken, Melonen, Kürbis, Zucchini und Sellerie sollte weiterhin bei Zimmertemperatur stehen bleiben.

Umzug in Gewächshaus und Frühbeet-Kasten: Manche Arten können nach 1-2 Wochen abhärten am kühlen Treppenhausfester ins ungeheizte Gewächshaus oder den Frühbeet-Kasten umziehen. Hier haben die Pflänzchen viel mehr Licht und können bis zur Pflanz-Reife weiter wachsen.  Durch das Mehr an Licht bleiben die Pflanzen schön gedrungen und werden buschig. Schon ab Ende März, Anfang April wandern gewisse Arten ins ungeheizte Gewächshaus oder in den Frühbeet-Kasten. Unempfindlich gegenüber den kühlen Temperaturen sind: Alle Salatsorten, Rettiche, alle Kohlgewächse (außer Brokkoli), Zwiebel-Pflänzchen, Lauch oder rote Beete. Auch Tomaten können ab Mitte/Ende April ins ungeheizte Gewächshaus umziehen.

Im Notfall, wenn Nachts doch noch Frosttemperaturen gemeldet werden. Hilft eine Schichten Vlies – Sie bringt 2-4 Grad mehr an Temperatur und das zarte Vlies lässt immer noch genügend Licht durch. Es kann deshalb auch tagsüber auf den Pflänzchen bleiben. Sollte es noch kälter werden, kann auch eine zweite Schicht Vlies darüber gebreitet werden. Die zweite Schicht sollte aber tagsüber wieder entfernt werden um den Pflänzchen genügend Licht zu garantieren.

Eine angezündete Kerze im Gewächshaus nützt übrigens nicht sehr viel, außer das eventuell das Gewächshaus abbrennt. So wie es meinem Onkel passiert ist. Er hat jahrelang seine Pflanzen im Gewächshaus Nachts mit Zeitung abgedeckt und eine Kerze angezündet. Die Zeitung hat er früh morgens vor der Arbeit wieder entfernt. Doch eines Nachts wehte ein sehr kräftiger Wind – muss ich mehr erzählen? Nur einem aufmerksamen Spätheimkehrer ist es zu verdanken, dass seine Garage und das Wohnhaus kein Feuer gefangen haben.

Bis nach den Eisheiligen unbedingt im warmen Zimmer müssen alle Saaten mediterraner und subtropischer Herkunft bleiben. Hierzu zählen zum Beispiel: Staudensellerie und Knollensellerie, Paprika und Chili, alle Gurken-Arten (sie sind kleine Inderinnen), Kürbisse und Zucchini (welche auch Kürbisse sind), Auberginen usw.  Diese Gemüsesorten benötigen auch Nachts konstante Temperaturen von mindestens 10-12 Grad. Sie werden erst nach den Eisheiligen ausgepflanzt. Am besten in ein Gewächshaus oder den Frühbeet-Kasten. Sollte es nach den Eisheiligen Nachts wieder kälter werden, müssen diese Arten zusätzlich mit einer Schicht Vlies geschützt werden.

Und dann gibt es noch Saaten, die am besten gedeihen wenn sie ab dem 15. Mai direkt ins Beet gesät werden. Die Samen benötigen ca. 5 – 6 Tage zum keimen und spitzen somit genau zum Ende der Eisheiligen aus der Erde. Hierzu zählen zum Beispiel: Karotten, Bohnen, Erbsen, Mangold usw.

Stecklinge

Von vielen Pflanzen lassen sich Stecklinge schneiden. Nicht nur Zimmerpflanzen oder zum Beispiel Geranien lassen sich so vermehren. Auch Gemüse kann durch Stecklinge vermehrt werden. Die Geiztriebe von Tomaten und die Seitentriebe von Gurken zum Beispiel lassen sich prima bewurzeln. So erhält man eine zweite, später reifende Gemüsepflanze und kann damit die Erntesaison verlängern. Am besten tauchen sie die Stecklinge in Bewurzelungshormone, bevor sie in ein Töpfchen mit Erde gesteckt werden. Wenn sie keine Bewurzelungshormone zu Hause haben, funktioniert Weidenwasser sehr gut.

Weidenwasser zur Bewurzelung von Stecklingen und zur Anregung des Wurzelwachstums bei Neupflanzungen:

Weidenwasser ist ein gutes Mittel um die Bewurzelung von Stecklingen und Jugpflanzen anzuregen. Weiden enthalten in ausreichenden mengen das Hormon Indol-3-Buttersäure, welches die Wurzelbildung von Pflanzen fördert. Weidenwasser lässt sich einfach und preiswert selbst herstellen und ist eine natürliche Alternative zu Bewurzelungspulver – man muss somit nicht zu chemischen Mitteln greifen.

Herstellung:

2-3 kg Schnittgut von Weiden. Es eignet sich jede Weidenart. Am besten fingerdicke einjährige Ruten, bei denen sich die Rinde leicht lösen lässt. Schneiden sie die Weidenruten in etwa 20 cm lange Stücke und lösen sie die Rinde mit einem Messer ab. Unter der Rinde sitz das Hormon Indol-3-Buttersäure, welches wir benötigen. Nun werden die Weidenstücke mit 10 Liter klaten Wasser angesetzt. Lassen sie das Gemisch mindestens 24 Stundenziehen. Anschließend wird die Flüssigkeit durch ein Sieb gegossen, um das Schnittgut wieder zu entfernen.

Die Triebstecklinge lassen sie nun 24 Stnden in der Flüssigkeit in einem Glas ziehen, bevor sie diese in Erde stecken. Erst wenn die Stecklinge austreiben, können Sie davon ausgehen, dass sich auch die ersten Wurzeln gebildet haben.

Für Neuanpflanzungen von Jungpflanzen gießen sie einfach mit dem Weidenwasser oder sie Tauchen die Jungpflanzen vordem Pflanzen in das Weidenwasser, damit sich die Erde rund um die Pflanze gut mit dem Weidenwasser vollsaugen kann.

Autorin Petra Herbach