Nützlingsförderung für Wildbienen und Hummeln

Gartenbauverein Stammham, OGV Stammham, Garten- und Landschaftspflege Stammham  

Nisthilfe für Wildbienen

Hallo ich bin Summsi aus der Familie der Wildbienen:

Die Menschen lieben mich weil ich mehr Pflanzen bestäube als meine Verwandte Maja, die Honigbiene. Für Honigbienen lohnen sich nur große Trachten = viel Futter, wie zum Beispiel blühende Obstbäume und Felder. Für die einzelnen Pflanzen in deinem Garten bin ich die Hauptbestäuberin. In Deutschland leben 589 Wildbienenarten. Auch die Hummeln und Schwebfliegen zählen zu uns. Meistens leben wir Solitär, nur einige Hummeln bilden kleinere Staaten. Unser Name Wildbienen lässt uns vielleicht für dich gefährlich erscheinen. Aber keine Angst, wir sind keine Killerbienen, wir haben nur einen Legestachel, welcher die Menschliche Haut nicht durchdringen kann. Als Einzelgänger müssen wir ja auch keinen Staat verteidigen. Die kleinsten von uns sind nur wenige Millimeter groß, die größten Hummeln 2 cm. In den letzten Jahren wurden wir von den Menschen zunehmend ausgerottet. Jetzt benötigen wir deine Hilfe.

Wo wir leben: Fast ¾ von uns bauen ihre Nester in selbst gegrabenen Gängen im Boden in Erde oder in Sand. Ein knappes Viertel von uns nistet in markhaltigen Pflanzenstängeln oder Holz und Mauerritzen. Über die restlichen wenigen Prozente weiß man noch wenig.

Unsere Familienmitglieder die Hummeln sind noch fleißigere Bestäuber, sie fliegen bereits früher im Jahr, wenn es den meisten Insekten noch zu kalt ist und sie fliegen auch früher am Tag und länger bis in die Dämmerung hinein, wenn es den Bienen ebenfalls schon wieder zu kalt ist.

Was ich liebe und brauche:

  • Blumen-Rabatten mit einheimischen ungefüllten Blüten. Viele fremdländische Arten bieten uns keine Nahrung.
  • Hecken mit einheimischen Wildobstsorten.
  • Obstbäume
  • Eine Wiese statt einem Rasen mit einheimischen Kräutern und Blumen.
  • Viele blühende Kräuter im Garten, gerne auch einen ganzen Trittrasen aus Thymian.
  • Eine flache Schale mit Wasser für den Durst oder Steine am Uferrand vom Teich, damit ich trinken kann.
  • Wilde Gartenecken mit Totholzhaufen, Brennnesseln und Steinpyramiden oder Trockenmauern.
  • Bitte den Garten im Herbst nicht aufräumen und alle Stauden abschneiden. Vertrocknete Blütenstände und Gräser sind unsere Kinderstube. Dort überwintern unsere Puppen.
  • Für die Nahrungsspezialisten unter uns viele verschiedene Glockenblumen (Glockenblumen-Scherenbiene) und viele verschiedene Mohnblumen (Mohn-Mauerbiene)
  • Schneckenhäuser bitte an sonnigen Stellen im Garten zwischen den Blumenstauden liegen lassen (Schneckenhaus-Mauerbiene)
  • Manche von uns bauen ihre Nester in ein Sandarium. Wie du das baust kannst du unter „Nützlingsförderung Eidechsen“ nachlesen.

Was ich nicht mag oder was mich sogar umbringt:

  • Viele Stauden bieten uns keine Nahrung. Z. Bsp bilden Forsythie und Ranunkelstrauch keinen Pollen und Nektar. Wer trotzdem nicht auf Forsythien verzichten möchte, wählt die Sorten „Beatri Farrand“ und „Immengarten“ zwei Neuzüchtungen, welche zumindest Pollen bilden. Auch Thujenhecken, Kirschlorbeer und Buchsbaum bieten uns nichts. Besser sind da schon einheimische Wildobstsorten als Hecke und die musst du noch nicht einmal schneiden und in Form bringen.
  • Englischen Rasen ohne Kräuter und Blumen
  • Pflanzengifte aller Arten, selbst wenn Bienenfreundlich drauf steht, sind sie für unseren Orientierungssinn giftig. Wir müssen dann verhungern.
  • Wenn du den Garten im Herbst aufräumst vernichtest du auch meine Eier und Larven. Besser die verdorren Stängel und Gräser erst im Frühjahr abschneiden. Dann in etwa 20 cm lange Stücke teilen und zwischen den Stauden als Mulch liegen lassen. Unser Nachwuchs hat dann noch eine Chance zu schlüpfen.
  • Laubsauger – sie vernichten uns und unsere Brut. Besser das Laub locker unter Hecken, Bäume und zwischen die Blumen-Stauden rechen. Dort kann es als Mulch liegen bleiben. Es freuen sich auch Regenwürmer und alle anderen Insekten darüber.

Wie du ein Insektenhotel baust:

Zuerst einmal ein paar wichtige Hinweise, was man total falsch machen kann:

  • Gekaufte Insektenhotels bieten den meisten Wildbienen und Insekten nicht wirklich ein Heim. Sie sind oft sehr unsinnig gestaltet. Lieber selber bauen.
  • Acrylröhrchen – darin erstickt und verfault die Brut, weil kein Sauerstoff- und Feuchtigkeitsaustausch stattfinden kann
  • Baumscheiben – sie reißen und keiner von uns Wildbienen möchte so zugig wohnen
  • Große weit vorgezogene Dächer – wir Wildbienen mögen keinen Schatten, wir wohnen lieber an der Sonne und lassen uns den Wind um die Nase blasen
  • Ziegelsteine – sie haben viel zu große Löcher
  • Harziges Holz wie z.Bsp von Kiefer oder Fichte – das Harz verklebt unsere Flügel und unsere Brut, außerdem wirken Harzöle abtötend auf unsere Eier
  • Nussholz – es enthält Gerbsäuren, welche die Brut abtöten.
  • Zapfen, egal von welchem Nadelholz – Auch sie enthalten abtötende Harzöle
  • Leere Schneckenhäuser – unsere Spezialistin die Schneckenhaus-Mauerbiene möchte die Schneckenhäuschen lieber selbst zwischen den Blumenstauden an sonnigen Stellen im Garten finden.

Wie es richtig geht:

  1. Bau eines Hartholz-Wildbienenhotel:

Gartenbauverein Stammham, OGV Stammham, Garten- und Landschaftspflege Stammham

Du brauchst:

  • Unbedingt Hartholz! Wie zum Beispiel: Eiche, Buche oder Obstbäume. Ein gut abgelagertes, trockenes, harzfreies Brett von mindestens 10 cm Dicke.
  • Werkzeug: Holzbohrer von 3 mm bis 8 mm Dicke. Verschiedene Rundraspeln und Rundfeilen, und Sandpapier
  1. Bohre Löcher mit mindestens 1-2 cm Abstand. Je dicker das Loch, desto größer der Abstand. Bohrtiefe 6-8 cm. Achtung das Brett nicht ganz durchbohren. Hinten sollte mindestens 2 cm Holz stehen bleiben. Gerne können die Bohrungen ein dekoratives Muster bilden. Zeichne hierzu zuerst Blüten, Vögel, Schmetterlinge oder ähnliche Formen mit einem Bleistift auf.
  2. Schleife die Bohrlöcher gut mit einer spitzen Rundraspel oder Rundfeile aus, es dürfen keine Spieße stehen bleiben. Sie verletzten die zarten Flügel der Wildbienen.
  3. Schleife nun die Ränder der Bohrlöcher rund ab, so dass auch die letzten scharfen Kanten entfernt sind.
  4. Hänge das Bienenhotel an einem Sonnigen Platz auf.
  1. Bau eines Bienenhotels mit Bambusstängel

Du brauchst:

  • Einen 10 cm tiefen Tontopf oder eine kleine Holzkiste mit 10 cm Tiefe zum „einkleben“ der Bambusstäbe
  • Viele Bambusstäbe
  • Frostfesten Heißkleber oder Lehm
  • Werkzeug: Eine Holzsäge, Schleifpapier, Verschiedene Rundraspeln und Rundfeilen
  1. Die Bambusstängel jeweils 1 cm nach einem Knoten im Stängel abschneiden. Das vordere Teil sollte Knotenfrei sein und mindestens 6-8 cm lang.
  2. Die Stängel gemeinsam auf die Knotenstellen stellen und auf der anderen Seite gleich lang abschneiden.
  3. Jeden Stängel gut schleifen, es dürfen keine Holz-Spieße mehr vorhanden sein, sonst werden sie von den Wildbienen nicht angenommen.
  4. In den Tontopf/die Holzkiste den feuchten Lehm füllen und die Stängel mit der Knotenstelle hineindrücken. Anschließend gut trocknen lassen. Wer Heißkleber benützt klebt jeden Stängel einzeln mit der Knotenstelle in den Topf oder die Kiste.
  5. Das Bienenhotel an einem Sonnigen Platz aufhängen.

Und wie geht es nun weiter?

Nun heißt es nur noch beobachten: Die Wildbienen legen immer in der folgenden Reihenfolge – Nahrungskügelchen, weibliches Ei, Deckel aus Sand und Lehm; Nahrungskügelchen, weibliches Ei, Deckel aus Sand und Lehm; Das letzte Ei ist ein männliches. Diese Männchen (Drohnen) schlüpfen im Frühjahr als erstes und warten vor den Nistausgängen auf die schlüpfenden Weibchen. Danach wird sofort Hochzeit gehalten. Die Drohnen sterben bald danach. Die Weibchen fangen sofort mit dem Legen von neuen Eiern an.

Sie müssen das Insektenhotel übrigens nicht putzen. Die Natur putzt nicht! Wenn neben geöffneten Bruthöhlen schon wieder verdeckelte liegen, enthalten diese meistens schon wieder neue Brut.

Wenn die Nisthilfe nicht angenommen wird, haben sie entweder die Röhren nicht gut genug von Holz-Spießen befreit. Arbeiten sie hier nach, die Bohrlöcher müssen wirklich sehr sehr glatt sein. Oder sie haben in ihrem Garten nicht genügend Futterpflanzen für die Wildbienen. Sähen sie doch einen Blühstreifen an.

Muss ich das Insektenhotel vor Vogelfraß schützen?

Wenn ihre Vögel jede einzelne Brutröhre anpicken und wirklich gar keine Drohnen übrig lassen, werden die paar schlüpfenden Weibchen nicht befruchtet. Sie können die Insektenhotels mit einem Draht schützen, den sie in etwa 2 cm Abstand zum Holz anbringen. Hierzu einen schmalen Holzrand auf das Brett nageln oder kleben und mit einem feinen Kaninchendraht, Maschenweite 1cm x 1 cm schützen.

   

Nisthilfe – Hummel

  • Bau einer Erdhummel-Höhle

Erdhummeln nisten oft in verlassenen Mäusenestern. Sie werden vom Geruch angelockt. Deshalb kann man es sich zunutze machen, wenn man im Schuppen Einstreu von einem Mäusenest oder Mäusekot findet.

Du brauchst:

  • Einen großen Tontopf mit ca. 5-7 l Fassungsvermögen und Abzugsloch
  • Die Einsteu von einem Mäusenest
  • Eine Tonscherbe zum Schutz des Abzugsloches.
  1. Im Boden ein Loch in der Größe des Tontopfes ausheben.
  2. Die Mäusestreu in die Mitte auf den Boden legen und den Tontopf mit dem Abzugsloch nach oben darüber stülpen. Das Abzugsloch sollte mit dem Boden auf einem Niveau liegen.
  3. Nun Erde rund um den Tontopf füllen. Dabei das Abzugsloch auf jeden Fall frei lassen.
  4. Nun eine Tonscherbe als Regenschutz über das Abzugsloch legen. Die Hummel sollte aber frei in das Loch kriechen können.
  5. Der Geruch von Mäusenest wird die Erdhummel anlocken und zum Nestbau verlocken.
  1. Wie man Wildbienen und Hummeln füttert

In manchen Jahren wird es bereits im Februar oder März so warm, dass vor allem die Hummeln schon aktiv sind. Wirklich viele Blumen gibt es dann noch nicht. Die Hummeln müssen dann hungern. Sie können dann zufüttern.

Du brauchst:

  • Ein Paar Legosteine am besten in violett, blau oder gelb. Diese Farben bevorzugen Hummeln.
  • Eine Mischung aus 1 Teil Fruchtzucker (Diätzucker), 1 Teil Haushaltszucker und 2 Teilen lauwarmen Wasser verrühren. Bitte die Zuckerlösung nicht aufkochen, da beim aufkochen Hydoxymethylfurfural entsteht, welches für die Bienen und Hummeln schädlich ist.
  • Mit einer Pipette oder Spritze füllst du die Mischung in umgedrehte Legosteine. Davon können die Bienen und Hummeln dann trinken, ohne sich die Füßchen oder Flügel zu verkleben.
  • Die Legosteine täglich gründlich waschen und neu befüllen.

Achtung: Spätestens wenn im Frühling das Wetter dauerhaft schön ist, finden Hummeln, Bienen und Co. genügend Futter. Dann das Füttern einstellen.

Autorin Petra Herbach