Nützlingsförderung für Igel
Igel-Pension aus einer alten Kiste Igel im Garten
Hallo ich bin Mecki der Igel:
Die Menschen lieben mich, weil ich von Erdraupen, Käfern, Engerlingen, Drahtwürmer und Schnecken lebe. Ich bin dämmerungs- und nachtaktiv. Und ein Einzelgänger. Den hellen Tag verschlafe ich in einem geschützten Versteck: Laub- oder Reisighaufen, gerne auch im Igelhotel oder unter einem Holzstoß, wenn ich darunter komme. In einem Garten habe ich meist mehrere Verstecke. Im Winter schlafe ich gerne in einer Igelkiste. 500 g sollte ich wiegen, wenn ich in den Winterschlaf gehe. Erwachsene Igel wiegen zwischen 800 und 1500 g und wir sind 24-30 cm groß. Meine ca. 8000 Igelstacheln setze ich bei Gefahr ein und rolle mich zu einer Kugel zusammen. Je nach Wetter wache ich Ende März oder April auf. Das kostet mich viel Kraft und dann habe ich erst einmal rießen Hunger. Durch den Winterschlaf habe ich 25 % von meinem Gewicht verloren. Deshalb freue ich mich im Frühjahr und im Herbst über Katzen-Nassfutter. Im Mai halte ich Hochzeit und im August kommen dann meine Jungen zur Welt. Diese sollten dann bis November wiederum mindestens 500 g wiegen, damit sie überwintern können. Wenn ich im Herbst tagsüber unterwegs bin bedeutet dies, dass ich Hunger habe. Stellst du mir dann frisches Wasser und Katzen-Nassfutter hin? Ich werde übrigens bis zu 10 Jahre alt und bleibe deinem Garten gerne treu. Ich habe einen hervorragenden Orientierungssinn. Igel erstellen sich im Laufe ihres Lebens eine Landkarte im Kopf mit allen Durchschlupfen, Verstecken und Futterstellen. Um Futter zu suchen wandere ich jede Nacht mindestens 3 – 7 Kilometer weit und dass auf meinen 10 cm langen Beinchen. Ein Garten alleine macht mich nicht satt, deshalb wäre ich dir sehr dankbar, wenn auch zu deinem Garten ein Durchschlupf vorhanden ist.
Seit 2023 stehen wir Igel auf der Roten Liste der vom aussterben bedrohten Tiere. Daran ist vor allem der Mensch schuld. Wir können nicht in alle Gärten gelangen, weil die Zaune zu dicht sind. Verschiedene Igelpopultionen können so auch nicht zusammengelangen und es entsteht Inzest. Viele von uns Igel sterben im Frühjahr und im Herbst, weil die Dämmerung da früher beginnt und uns die Autofahrer einfach überfahren. Wie wäre es, wenn du dann am Straßenrand parkst und uns Igel einfach in den nächst gelegenen Garten trägst.
Was ich liebe und brauche:
- Einen Gartenzaun unter dem ich durchschlüpfen kann. 20 x 20 cm sollte der Spalt schon haben. Über hohe Sockel von Gartenzäunen kann ich mit meinen kurzen Beinchen nicht klettern. Die Insekten in nur einem kleinen Garten machen mich nicht satt. 3-7 km wandere ich jede Nacht auf Futtersuche umher. In England gibt es bereits über 120.000 Hedgehog Highways = Igeltore, die Igeln helfen, Nahrung und Partner zu finden. Auch hierzulande könnt ihr mit Igeltoren (kleine Durchgänge im Zaun) den stacheligen Gartenbesuchern helfen, sich frei zu bewegen. Seit 2024 steht der Igel auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten, weil er schlicht verhungert. 200 Gramm Nahrung benötigt ein Igel täglich von März/April bis Oktober. Benutzen sie also Säge und Betonbohrer und schaffen sie dringend Durchgänge im Zaun!
- Wir Igel sind Insektenfresser. Am liebsten fressen wir am oder im Boden lebende Käfer, Raupen, Heuschrecken, Ohrwürmer und andere Insekten oder Larven, aber auch Spinnen, Regenwürmer, Tausendfüßler, Schnecken, Engerlinge, Drahtwürmer und viele andere kleine Tiere. Könntest du deshalb bitte Insekten als natürliche Nahrungsquelle fördern, indem du heimische Blühpflanzen wachsen lässt. Auch heimische Hecken und Gehölze dienen heimischen Insekten und ich habe etwas zum schmausen.
- Vielleicht machst du auch deinen Komposthaufen für mich zugänglich. Da gibt es immer leckere Schnecken, Käfer und Asseln.
- Wasserstellen für Igel einrichten: Igel benötigen Zugang zu Wasser z. B. flache Vogeltränken, welche täglich befüllt werden.
- Wir Igel benötigen Versteckmöglichkeiten um tagsüber zu schlafen. Blütenhecken, Wildobsthecken, Holzhaufen, Reisighaufen und Laubhaufen. Lass doch einfach dein Schnittgut aufgeschichtet als Lebensraum für viele Insekten und andere Kleinlebewesen liegen.
- Dichte Hecken und versteckte Plätzchen im Garten. Wilde Ecken in denen Brennnesseln wachsen unter denen ich mich verstecken kann. Ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt. Vor allem im Herbst solltest du Laub nicht aufräumen? Bitte zu 50 cm großen Haufen oder Wällen aufschichten. Das ist ein gemütliches Plätzchen für mich zum Überwintern.
- Im April und Oktober ein Schälchen mit Katzen-Nassfutter, vermengt mit 1 Eßl Haferflocken oder Weizenkleie oder ungesalzenes, ungewürztes Rührei (keine rohen Eier – die können Salmonellen enthalten, dann werde ich krank. Und eine Schale mit frischem Wasser – gerne trinke ich auch aus der Vogeltränke. Beides (Wasser und Futter) sollte täglich gewechselt und gereinigt werden. Ich vertrage keine Milch und Obst fresse ich nicht! Ich mag nur die Insekten auf Fallobst. Spezielles Igelfutter bekommst du bei www.lbv-shop.de
Was ich nicht mag oder was mich sogar umbringt:
- Gartenteiche sollten eine flache Ufer-Landezone haben, damit ich im Ernstfall wieder herausklettern kann. Denn wenn ich Durst habe und die Vogeltränke leer ist, trinke ich aus dem Gartenteich.
- Über hohe Kellertreppen kann ich zwar hinunterfallen, komme dann aber nicht mehr hoch. Ein sägerauhes Brett seitlich über die Treppe gelegt hilft mir dann wieder hoch zu kommen. Dann verhungere ich nicht im Kellerschacht.
- Lichtschächte mit offenen Spalten können ebenfalls zu einer Todesfalle für mich werden. Bitte mit einem Brett oder Gitter verschließen.
- Schnecken, welche mit Schneckenkorn behandelt wurden bekommen mir nicht. Denn eine erwachsene spanische Wegschnecke muss 10 Schneckenkörner fressen und zu sterben, meist verdirbt sie sich aber schon vorher den Magen. Und ich fresse diese bewegungsarmen Tiere dann und sterbe am Gift. Bekämpfe deine Schnecken lieber mechanisch. Den Rest erledige ich mit meinen schneckenfressenden Freunden den Vögeln, Glühwürmchen-Larven, dem Käfer „schwarzer Schneckenjäger“, Eidechsen und Erdkröten.
- Chemie im Garten macht mich krank und tötet mich. Auch Kunstdünger bekommt mir nicht. Verzichte am besten darauf. Insektengifte vernichten meine Nahrungsgrundlage und töten auch die nützlichen Insekten. Fördere lieber die Insekten in deinem Garten, dann stellt sich ganz von selbst ein Gleichgewicht zwischen Nützlingen und Schädlingen im Garten ein.
- Netze die über Beerensträucher gestülpt sind und bis zum Boden reichen sind für mich gefährlich. In ihnen verheddere ich mich mit meinen Stacheln und komme nicht mehr los.
- Gabionenzäune und alle anderen bis zum Boden reichenden Zäune unter denen ich nicht durchschlüpfen kann oder Zaunsockel über die ich nicht klettern kann.
- Obst – ich fresse nur die Insekten, welche sich im Fallobst aufhalten.
- Milch – davon bekomme ich Durchfall und werde ernsthaft krank.
- Autos und Rasenmäher, vor allem Mähroboter können Igel verletzten und töten. Wenn du einen Mähroboter beschäftigst, könntest du ihn ab 16:00 Uhr bis 09:00 Uhr in seiner Garage parken. Mir zuliebe – Bitte!!!!
- Wussten sie, das auch der Müllsack vor der Haustüre eine Todesfalle für mich ist. Ich komme zwar leicht in den gelben Sack hinein aber heraus? Am besten du hängst deine gelben Säcke zum Sammeln bereits in der Garage etwas höher auf.
Wann brauchen Igel Hilfe?
Igel zählen zu den besonders geschützten Tierarten. NUR verletzte, kranke, unterernährte Igel und verwaiste Igelkinder benötigen deine Hilfe! Sollte ein Igel ab Oktober unter 500 g wiegen und tagsüber unterwegs sein, ist dies der Fall.
Für alle anderen Igel gilt: Wir sind Wildtiere und kommen im Freien wunderbar allein zurecht. Und im Ernstfall? Viele Tipps für die Erste und Zweite Hilfe bei einem kranken Tier erfährst du unter www.igel-in-bayern.de
Wie du eine Igelkiste baust:
Du brauchst
- eine Holzkiste mit einer Grundfläche von mindestens 40 x 50 cm Grundfläche und mindestens 30 cm hoch. Geeignet sind alte Holz-Spielzeugkisten, Vollholz-Nachtkästchen oder ähnliches. (Günstig zu bekommen beim Ingolstädter Caritas-Verkauf). Oder du baust eine Kiste aus Latten und sägerauhen Holzbrettern.
- 4 Steine, mindestens 10-15 m hoch (Klinkersteine oder ähnliches)
- Dachpappe, damit es in der Kiste nicht hinein regnet
- Stroh, Heu oder trockenes Laub
- Werkzeug: Nägel, Schrauben, Akkubohrer, Stichsäge, Hammer, Schraubendreher
- Schlage oder schneide den Holzboden der Kiste komplett ab.
- Wenn du ein Nachtkästchen umbaust säge die Schubladen ab und schraube die Schubladenblenden wieder an die Kiste.
- Den Deckel der Kiste kannst du zum leichteren säubern mit Scharnieren versehen.
- Nagle die Dachpappe auf das Dach der Kiste
- Nun stellst du die Kiste auf die 4 Steine, so dass unten ein Bodenspalt entsteht unter welchem ich in die Kiste klettern kann.
- Fülle das Stroh, Heu oder trockenes Laub in die Kiste, bis die ganze Kiste locker gefüllt ist.
- Stelle die Kiste in einer ruhigen Gartenecke, am besten in einer Hecke oder zwischen Beerenbüschen auf.
- Jedes Jahr gegen Ende April erneuere Bitte die Einstreu. Trage dabei Handschuhe, den Parasiten wie Zecken oder Flöhe plagen mich. Mit der Einstreu werden diese Lästlinge auch entfernt. Das Einstreu kannst du kompostieren. Im neuen warmen Stroh mache ich mir dann ein Nest und ziehe darin meine Jungen groß.
Autorin Petra Herbach