Nützlingsförderung für Glühwürmchen

Hallo ich bin Blinki aus der Familie der Glühwürmchen. Unsere Larven sind auch als Schneckenkiller bekannt.

Also zuerst muss gesagt werden, ich bin gar kein Würmchen, sondern ein Käfer. Unsere Familie nennt man auch die Leuchtkäfer. In unseren Breiten sind drei verschiedene Arten heimisch: der Kleine Leuchtkäfer, der Große Leuchtkäfer und der Kurzflügel-Leuchtkäfer. Weltweit gibt es 2.000 Arten. Die Menschen lieben mich weil ich mich den größten Teil meiner Lebenszeit, nämlich 3 Jahre lang, als Larve ausschließlich von Schnecken ernähre. Dabei ist es mir egal ob die Schnecke erheblich größer ist als ich und ob die Molluske mit oder ohne Häuschen ist. Am liebsten fresse ich aber Nacktschnecken. Ich klettere auf die Schnecke und verpasse ihr ein paar Giftbisse. Keine Angst, ich bin nur für Schnecken, Vögel und Frösche giftig. Danach wird die Schnecke innerhalb einer Nacht verspeist. Nach 3 Jahren verpuppe ich mich und eine Woche später schlüpfe ich als Leuchtkäfer. Das passiert meist um Johanni herum. Deshalb werde ich auch als Johannikäfer bezeichnet. Und dann leuchten unsere Weibchen 3-4 Wochen lang, damit sie von den Männchen gefunden werden. Wir leuchten auch, um Vögel und Frösche abzuschrecken uns zu fressen. Menschen finden die Bioluminiszenz so romantisch. Wenn dein Garten aber in der Dämmerung und Nachts hell erleuchtet ist, meiden wir ihn, weil unsere Leuchtkraft übertrumpft wird und wir keinen Partner finden. Also los, raus mit den überflüssigen Lampen.

Was ich liebe und brauche:

  • Gebüsch, am liebsten Wildobststauden, an schattigen und feuchten Stellen im Garten.
  • Magere Wiesen, welche nicht gedüngt werden. Dort befindet sich die Kinderstube, da die Weibchen dort ihre Eier auf den Boden legen.
  • Asthaufen und Trockenmauern. Unsere meist flugunfähigen Weibchen sitzen gerne erhöht und leuchten, um die flugtauglichen Männchen anzulocken. Außerdem ist es das perfekte Versteck für unsere Larven um von dort aus auf Schneckenfang zu gehen.
  • Absolut dunkle Gärten! Selbst der Lichtblitz an Kameras führt zum sofortigen Abschalten unserer eigenen grünen Leuchtkraft.

Was ich nicht mag oder was mich sogar umbringt:

  • Intensive Landwirtschaft, Kunstdünger und chemische Spritzmittel schaden meinen Eiern und Larven. Dazu gehört auch Schneckenkorn. Das ist ein Punkt, warum wir fast ausgestorben sind. Wenn du selbst auf Schneckenjagd gehst, zerschneide die Schnecken mit einer alten Gartenschere.
  • Häufiges Rasen mähen und gar Vertikutieren vernichtet meine Kinderstube. Denn wir lieben feuchte Wiesen. Im kurz geschorenen Rasen trocknet die Erde schneller aus und ist außerdem zu wenig durch hohes Gras beschattet. Deshalb vertrocknen dort unsere Eier, welche die Weibchen im Juni/Juli auf den Boden ablegen. Im August schlüpft dann die Larve. Mähen sie am besten während der Leuchtzeit und 4 Wochen danach nicht. Also von Ende Mai bis Anfang September.
  • Lassen sie abgestorbene Pflanzenteile von Stauden auch über den Sommer mal stehen. Putzen sie nicht akribisch aus. Damit sich die Larven über Tags verschlüpfen können. Nachts gehen die Larven auf Schneckenjagt. Und vor Allem!!! Schneiden sie ihre Stauden erst im Frühjahr. Lassen sie das Schnittgut auf 10 cm zerschnitten an Ort und Stelle. Erstens dient das Schnittgut als Mulch und Nahrung für ihre Mutterstauden. Zweitens können die überwinternden Larven noch schlüpfen und landen nicht in Kompost oder Schredder oder noch schlimmer auf dem Wertstoffhof. Wer seine Nützlinge aktiv selbst vernichtet bekommt kein romantisches Glühen im Sommer.
  • Aber am schlimmsten ist die steigende Lichtverschmutzung. Hell beleuchtete Gärten sind kein Ort, an dem eine Glühwürmchen-Dame auf einen Partner hoffen darf, denn die Männchen meiden das Licht so gut es geht. Auch die Larven brauchen Dunkelheit.

Wie du einen Totholzhaufen oder eine Trockenmauer baust:

Ein Totholzhaufen ist wirklich die einfachste Sache der Welt. Schlage 4 dickere Stecken in die Erde. Dazwischen schichtets du das Schnittgut deiner Obstbäume auf. Und schon hast du eine Mini-Benjeshecke. Wenn du dazwischen noch Brennnesseln wachsen lässt, hast du gleichzeitig etwas für die Schmetterlinge getan.

Nur wenig schwieriger wird es mit der Trockenmauer. Die unregelmäßig geformten Steine werden ohne Mörtel oder andre Hilfsmittel aufeinander geschlichtet. Dabei sollten sie zur Hang- oder Beetseite hin etwas schräg geschlichtet sein, damit die Mauer nicht umkippt. Probieren sie, welcher Stein am besten auf den darunter liegenden passt. Eine Trockenmauer ist wie ein Puzzle der besonderen Art.

Ein Sprichwort sagt:

„In einem Garten, in dem Glühwürmchen leuchten, herrscht ein guter Geist.“

Autorin: Petra Herbach