Wühlmäuse

Wühlmäuse (Schermäuse) Arvicola terrestris.

Häufig kommen bei meinen Vorträgen Fragen zur erfolgreichen Wühlmausbekämpfung. Es ist schon schlimm wenn im Garten das beste Gemüse von unten weggefressen wird. Besonders Möhren, Pastinaken, Süßkartoffeln, Kartoffeln und vor allem Topinambur ziehen Wühlmäuse magisch an. Gerne gefressen werden aber auch die teuren Blumenzwiebeln und Knollengewächse.

Besonders schlimm war, dass meine Mutter bei einer Gartenbesichtigung in einen Wühlmausgang eingebrochen ist und sich dabei das Sprunggelenk brach. Leid tat mir auch eine Frau, welche mit Wühlmäusen auf dem Friedhof zu kämpfen hatte. Da hat der Spaß ein Loch – die Maus muss also weg. Was tun?

Familie und Entwicklung:

Die Wühlmäuse stellen eine Unterfamilie der Wühler mit über 150 Arten dar. Zu den bekanntesten Arten gehören die Feldmaus, die Rötelmaus, die Bisamratte, die Schermäuse und die Lemminge. Sie sind tag- und nachtaktiv.

Oberflächlich graben sie flache lange Gänge von bis zu 80 m und bevorzugen dafür natürlich schönen weichen Gartenboden. Die hochovalen Gänge (4 bis 6 cm breit und 6 bis 9 cm hoch) liegen meist dicht unter der Erdoberfläche (z. B. in Rasenflächen), so dass der Verlauf gut zu erkennen ist. Ihr Nest und ihre Vorratskammer legt sie meist in größeren Tiefen an. Nachts ziehen sie Futter in ihre Gänge und fressen dies tagsüber unter der Erde. Nachts kommen sie auch gerne mal aus ihrem Bau und nagen am Gemüse. Sie ernähren sich überwiegend von Wurzeln, Zwiebeln und Knollen. Unter einer dichten Schneedecke sind sie im Winter gut geschützt, viele überleben de Winter und bekommen von März bis Oktober zwischen 9 und 20 Junge, die haben alle Hunger und graben mit nur 3 Wochen ihre eigenen Tunnel-Wohnungen, die im Schnitt 20 x 20 m umfassen.  Die Wühlmäuse leben in einem Rhythmus aus 2-3 Stunden Graben und Fressen und 3-4 Stunden Schlafen. Somit sind sie Tags und Nachts aktiv.

Wie erkenne ich einen Wühlmaus-Befall und verwechsle sie nicht mit dem streng geschützten Maulwurf? 

Auch der Europäische Maulwurf Talpa europaea) legt Gänge an und wirft Erde auf. Allerdings schafft er wohlgeformte Kuppeln aus feinkrümeliger Erde direkt über seinem Eingang. Seine breite ovalen Gänge liegen tiefer als die der Wühlmaus. Er interessiert sich nicht für Pflanzen, sondern ausschließlich für Würmer, Schnecken, Schnakenlarven und Egerlinge. Ja, er soll sogar den Nachwuchs der Wühlmäuse nicht verschmähen. Deshalb treten Maulwurf und Wühlmaus nicht am selben Ort auf.

Der Maulwurf ist nach der Bundesartenschutzverordnung geschützt und darf weder getötet noch bei der Aufzucht seiner Jungen gestört werden. Man darf ihn lediglich mit sanften Methoden vergrämen. Da er sehr gut riehen und hören kann und mit seinen Tasthaaren Erschütterungen wahrnimmt, lässt er sich durch Gestank, Lärm und Erschütterungen vertreiben.

Ist er in einen Garten eingezogen verzieht er sich nach der Überwinterung im Frühjahr meist wieder von selbst. Wenn draußen wieder gespielt und Rasen gemäht wird wandert er in ruhigere Gegenden ab.

An folgenden Merkmalen können Sie einen eventuell vorliegenden Befall mit Wühlmäusen erkennen.: Längliche, flache Erdhaufen, die häufig mit Gras oder Wurzeln durchzogen sind. Aufgebrochene Erdgänge – zudem weicher, nachgebender Boden, ovale Tunneleingänge.

Maulwürfe machen vor allem im Frühling zur Paarungszeit deutlich höhere Erdhaufen. Da der Maulwurf im Gegensatz zur Wühlmaus geschützt ist, darf er nicht bekämpft werden!

Die Verwühlprobe: An mehreren Stellen werden die Tunnel geöffnet und wenn sie spätesten nach einem Tag wieder verschlossen sind handelt es sich um Wühlmäuse. Maulwürfe sind keine großen Renovierer. Sie graben einfach einen neuen Tunnel unter dem eigestürzten.

Unterscheidungsmerkmale zwischen Wühlmausbau und Maulwurfsbau

Wühlmaus Maulwurf
Erdhaufen flach, unregelmäßig. Mit Gras- und Wurzelresten durchsetzt. Spatenprobe: Der Gang liegt seitlich auffällig hoch und rundlich, ohne Pflanzen- und Wurzelreste.

Spatenprobe: Gang endet mittig

Gangform hochoval, 5-6 cm breit, 6-9 cm hoch rundlich, 5-6 cm breit, 4-5 cm hoch
Gangwand Abdrücke der Schneidezähne erkennbar. abgefressene Wurzeln Kratzspuren der Vorderfüße erkennbar. Wurzeln sind nicht benagt.
Gangsystem nicht tiefer als 30 cm im Boden.

Länge 50 m

verschiedene Tiefen.

Länge über 100 m

Reaktion nach Öffnung des Ganges innerhalb weniger Stunden.

Öffnung wird zugeschoben

erst nach mehreren Stunden oder Tagen.

Öffnung wird untergraben

Bekämpfung:

Begasungsmittel

Mittels eines Spezialgeräts ist eine Begasung der Wühlmäuse  möglich. Hierbei werden mit einer Glocke, welche an einem Metallschlauch befestigt ist, Dämpfe mit einem hohen CO-Anteil in die Gangsysteme geleitet. Diese Methode ist gefahrlos für Pflanzen, Greifvögel, Hunde und Katzen.

Da hierfür aber ein Spezialgerät von Nöten ist, sollte man diese Methode besser einem Fachmann für Schädlingsbekämpfung überlassen.

Giftköder

Meist werden Giftköder auf Basis von “Zinkphosphid“ eingesetzt, das erst im Körper der Wühlmaus umgewandelt als Phosphorwasserstoff seine tödliche Wirkung entfaltet. Sollten sie Kinder oder Haustiere haben, kommt diese Methode aus Sicherheitsgründen nicht in Frage.

 

Wühlmausfallen

Fallen sind bei richtiger Anwendung die effektivste Methode, um Wühlmäuse zu bekämpfen. Bewährte Fanggeräte sind zum Beispiel die klassische Zangenfalle, die Bayerische Wühlmausfalle, die patentierte SuperCat-Falle oder Kastenfallen wie die Sugan Wühlmausfalle von Neudorff.

Die Fallen lagert man vor der Verwendung einige Zeit im freien, damit sie für Wühlmause nicht fremdartig riechen. Die beste Bekämpfungszeiträume sind der Spätherbst, solange der Boden offen ist und die Tiere weniger Nahrungsalternativen finden, sowie das zeitige Frühjahr bevor die Vermehrung beginnt. Die Fallen werden mit einem verlockendem Köder aus Topinambur, Möhre oder Pastinake bestückt und in die frisch gegrabenen Gänge gelegt. Am besten arbeitet man mit Handschuhen, welche man zuvor mit Erde einreibt, um den Menschengeruch zu vermeiden. Täglich kontrollieren.

Natürliche Feinde fördern

Neben Katzen und Hunden werden Wühlmäuse von Füchsen, Mardern, Dachsen, Iltissen und Wieseln gejagt. Aber auch Greifvögel wie Bussarde, Falken und Eulen gehören zu den natürlichen Feinden.

Iltis                                                                              Waldohreule

Am effizientesten ist bei der Wühlmausbekämpfung die Waldohreule. Sie bewohnt offenes Land. 90 Prozent ihrer Nahrung besteht aus Mäusen, das sind bis zu 1.000 Stück für die Aufzucht einer Brut. Sie brütet in verlassenen Nestern von Krähen und Elstern, weshalb es wichtig ist, diese zu schützen, denn Eulen bauen selber keine Nester. Ein weiterer Mäusefresser ist der Waldkauz, der in alten Baumhöhlen und auch Spezialnistkästen seine Jungen vorwiegend mit Mäusen aufzieht.

Wie der Name schon sagt, ernährt sich der Mäusebussard, hauptsächlich von Mäusen. Der Turmfalke, ein kleiner rötlichbraune Falke mit spitzen Flügeln und typischen „Rüttelflug“ baut selber keine Nester und brütet ebenfalls wie die Waldohreule in alten Krähen- und Elsternnestern. Weiters ist er in Kirchtürmen, Dachböden, Maschinenhallen und Bauernhöfen zu finden und ein geschickter Wühlmausjäger.

Um die Wühlmäuse einzudämmen, empfiehlt der Naturschutzbund, die natürlichen Fressfeinde der Mäuse durch folgende Maßnahmen zu fördern: Hecken als Wanderstrecken und Lebensraum für die Mäusejäger unter den Säugetieren wie Marder, Füchse, etc. sind für eine gesunde Räuber-Beute Beziehungen unerlässlich. Lassen wir doch Bäume stehen, in denen sich die Nester von Krähen und Elstern befinden! Pflanzen und erhalten wir Einzelbäume und Sträucher, die als Ansitzwarten dienen oder stellen wir zwei bis drei Meter hohe Sitzkrücken in die Felder und Wiesen, worauf sich die Mäusejäger sitzen können!

Hilfen für Hermelin und Mauswiesel: Die beste Hilfe ist die Erhaltung von naturnahen Lebensräumen mit Streuobstwiesen, Hecken, Feldgehölzen und vielfältigen Unterschlupfmöglichkeiten. Holzstöße dienen häufig als Unterschlupf. Leider fressen Hermelin und Rotmarder auch Geflügel. So dass dieses Nachts gut Mardersicher eingesperrt sein sollte.

Mäulwürfe rämen immer wieder Wühlmausnester aus. Die Nachbarskatze hat auch mehr Jagdistinkt als man ihr ansieht. Und dann sind da noch die Füchse.

Vertreibung durch Duftstoffe:

Holunder, Lavendel und Wachholder am Gartenzaun gepflanzt sind eine natürliche Barriere.

Ein Hausmittel aus Omas Zeiten ist Buttermilch, sie wird vergoren und dann an die Wühlmausgänge gegossen. Die Nager mögen das nicht und suchen schnell das Weite. Bei Knoblauch und anderen stark riechenden Pflanzen reagieren Wühlmäuse ähnlich.  Deshalb soll es helfen Knoblauchzehen um die Lieblingspflanze zu stecken. Auch Brennnesseljauche in die Gänge gegossen soll Wühlmäuse vertreiben. Zumindest hält es die Nager für eine Weile fern.

Schutzgitter und andere Barieren

Unter Hochbeeten wird ein Schutzgitter gegen Wühlmäuse angebracht. Nageln sie das Wühlmausgitter gut an der Holzumrandung fest, damit die Wühlmaus sich nicht nachträglich seitlich durchwühlen kann.

Ein Schutzgitter aus engmaschigem Hasendraht (1x1cm Maschenweite) kann auch die Lösung für eine Grabstelle sein. Heben sie die Erde 20 – 30 cm tief aus, soweit es die steinerne Grabumrandung zulässt und bringen sie den Hasendraht bis an die Grenze aus. Füllen sie dann wieder mit Erde auf. Im ersten Jahr würde ich dann mit Pflanzschalen und Mooskreuz oder Moosherz dekorieren, um den Wühlmäusen keine Nahrung zu geben. Dann kann das Grab wieder normal bepflanzt werden. Zumindest die Wurzeln oberhalb des Gitters sollten dann in Sicherheit sein. Und wenn dann noch die Grabnachbarn mitmachen, sollte die Wühlmaus bald Hungers sterben.

Auch Erdballen von Obstbäumen werden mit Wühlmausdraht geschützt. Die Maus kann dann wenigstens die Hauptwurzeln nicht abnagen.

Zwiebelblumen werden mit einem Pflanzkorb geschützt. Wühlmäuse haben Tulpen und Hyazinten zum Fressen gerne deshalb benutzt man hier die inm Gartenfachhandel erhältlichen Pflanzkörbe aus Kunststoff oder man fertigt sie aus Maschendraht selbst an.

Ganze Beete kann man mit einem Maschendrahtzaun (Maschenweite unter 10 mm) vor Wühlmäusen schützen. Der zaun muss 50 cm tief in den Boden rund um den Garten eingegraben werden und sollte 20 cm über die Erde hinausragen. Der obere Abschluss wird nach außen gebogen.

Eine erfolgreiche Bekämpfung wünscht Petra Herbach (Autorin)