Gärtnern ohne Torf

„Torf gehört ins Moor“

Torfabbau ist eine Umweltsünde

Was viele nicht wissen: Wer in Gartencentern und Baumärkten Blumenerde kaufen möchte, findet ein fast unüberschaubares Angebot verschiedenster Produkte in den meisten Fällen bestehen diese „Erden“ nahezu ausschließlich aus Torf. Für die Torfgewinnung werden wertvolle Moore zerstört – alleine in Deutschland fiel bislang eine Fläche von über 30.000 Hektar dem Anbau von Torf zum Opfer. Torf kann nur in intakten Mooren durch das Wachstum von Torfmoos entstehen. Das entstehen einer 1 Meter mächtigen Torfschicht dauert etwa 1.000 Jahre. Bereits 99 Prozent der deutschen Moore sind durch Abbau und Entwässerung zerstört. In Deutschland werden weiterhin jährlich 6 Millionen Kubikmeter Torf abgebaut und 9 Millionen Kubikmeter Torf importiert.

Dabei sind Torfmoore wahre Multitalente, indem sie….

  • bedrohten Pflanzen und Tieren einen Lebensraum bieten.
  • durch die Speicherung von CO² dem Klimawandel entgegenwirken. Obwohl Moore nur 3% der globalen Landfläche bedecken, ist in ihnen mehr CO2 gebunden als in allen Wäldern unserer Erde zusammen.
  • durch ihr Wasserspeichervermögen Überschwemmungen vorbeugen.

Nur wenn wir trockengelegte Moore renaturieren und intakte Moore schützen, können sie diese Funktion übernehmen.

Wo bekomme ich torffreie Erden?

Die meisten Gartencenter haben mittlerweile torffreie Erden im Sortiment. Fragen sie einen Mitarbeiter gezielt danach. Achtung „Bio„ und „torfreduzierte“ Erden haben oft noch hohe Torfanteile. Achten sie daher auf die Aufschrift „torffrei“.

Womit wird Torf in Erden ersetzt?

Die torffreien Erden bestehen aus einer Mischung von Kompost, Rindenhumus, Holzfasern, Chinaschilf und Hanfasern und gelegentlich auch Kokosfasern.

Torffreie Erde ist für alle Pflanzenarten, ob Balkonblume, Staudengarten oder Gemüsegarten geeignet. Moorbeetpflanzen sollten in Nadel-Kompost gepflanzt bzw. damit gedüngt werden.

Kompost ist ein prima Torfersatz

Warum wurde überhaupt Torf genutzt?

Torf wurde und wird im Gartenbereich hauptsächlich deshalb genutzt, weil er viel Wasser speichern kann und durch seinen Faseranteil Humus aufbaut. Für die Wasserspeicherung kann der Erde auch Perlit zugesetzt werden. Achten sie darauf, dass sie Perlit für den Gartenbereich und nicht für den Baubereich kaufen. Letzterer wird mit Kunststoff ummantelt, damit er im Baubereich eben kein Wasser aufnehmen kann. Perlit ist geblähtes Vulkangestein und sehr leicht. Auch mit Schafwollpellets können sie die Erde wasserspeichernd machen. Achtung Schafwolle ist aber auch gleichzeitig ein Stickstoffdünger. Lassen sie bei Verwendung von Schafwollpellets in ihrer selbst gemischten Balkonblumen-Erde die Düngung mit Hornspänen weg.

Die Humusbildung ihres Bodens unterstützen sie durch jährliches Einbringen von Kompost.

Übrigens: In Orchideenerde werden häufig Sphagnum Moose als Wasserspeicher verwendet. Diese werden in renaturierten Mooren als Torfmoos gezüchtet. Die Sphagnum Moose können also weiterhin verwendet werden.

Was kann ich tun?

  • Kompost ist die klimaneutrale Alternative aus dem eigenen Garten. Beachten sie aber, das Kompost auch reich an Kali und Phosphat ist. Kompost ist also Dünger. Im Gemüsebeet sollten sie deshalb jährlich im Frühjahr 3 l Kompost/m² ausbringen. Diese Menge ist für 2 Ernten im Gemüsegarten berechnet. Im Blumen-Staudenbereich sollte es 1 Liter/m² sein und unter Baumscheiben nur ½ Liter/m².
  • Für Blumenerden mischen sie am besten 1:1 mit Gartenerde. Um das Auflaufen von Unkrautsamen zu vermeiden sollten sie Blumenerden dämpfen. Dazu machen sie die Erde feucht und geben sie sie flach in einem Bräter geschichtet für 15 Minuten bei 100 Grad in den vorgeheizten Backofen. Oder sie benutzen eine Dämpfschubkarre und dämpfen die Erde 10 Minuten bei 70-80 Grad.
  • Für Aussaaterde mischen sie 1 Teil Gartenerde mit 1 Teil Kompost und 1 Teil Sand. Dämpfen sie Aussaaterde auf jeden Fall. Sonst können sie die auflaufenden Pflänzchen nicht von den keimenden Unkräutern unterscheiden.
  • Bei gekauften torffreien Erden ist kein Volldünger nötig. Für optimales Pflanzenwachstum düngen sie Stickstoffbetont. Mit 50 g Horngries auf 10 Liter torffreie Erde.
  • Für Moorbeetpflanzen gibt es im Handel Erden, die mit Schwefelsäure angesäuert sind. Die bessere Alternative ist es eine Schicht frisch gehäckselte oder kompostierte Nadelstreu z. Bsp. vom eigenen Weihnachtsbaum unter die Pflanzen zu streuen. Rhododentdreen, Azaleen, Hortensien, Blaubeeren und Preiselbeeren lieben dies.
  • In Blumenkästen und Pflanzgefäßen kann die Erde vom Vorjahr mit frischer Kompost-Erde und 50 g Horngries/10 Liter Erde aufgebessert und wieder verwendet werden.

Tipp: Lesen sie hierzu auch den Artikel Terra Preta

Autorin: Petra Herbach