Wiesen und Blühflächen anlegen
Gänseblümchen und Gräser Färberkamille, Sauerampfer und Klee sind typische Wiesenblumen
„Die Wiese ist das größte Blumenbeet im Garten“
Welch eine wunderbare Wahrheit. Auf einer Blumenwiese ist immer was los, hier tobt das wilde Leben: Hummeln brummen, Bienen summen und prächtige Schmetterlinge flattern elegant von Blüte zu Blüte. Aber auch viele Vögel verstecken sich gern im höheren Gras. Übrigens: Wussten Sie, dass es über 200 Blumenwiesen-Typen gibt und dass eine Wiese allein schon aus mindestens 30 verschiedenen Blumenarten besteht? Doch die Blumenwiese ist nicht nur ein Ort des bunten Treibens und eine Augenweide, sie macht auch wesentlich weniger Arbeit als ein herkömmlicher Rasen. Rasen muss wöchentlich gemäht werden. Außerdem benötigt er intensive Pflegemaßnahmen wie Düngen, Vertikutieren und Bewässern. Eine Wiese wird 2 x jährlich gemäht. Sie wird, wenn überhaupt nur alle paar Jahre vertikutiert. Muss nicht gedüngt werden, denn je magerer der Boden desto reicher und artenreicher wachsen die Wiesenkräuter. Die Wiese wird nicht gegossen, den dies fördert die mageren Kräuter. Und die Wiese blüht rund ums Jahr für unsere Nützlinge und ist deren Heim- und Futterplatz.
Viel hilft viel?
Sie haben bereits einen sandigen Magerrasen oder eine Brennnesselflur? Nicht überall ist die Anlage von neuen Blühflächen wünschenswert – was gut gemeint ist, muss nicht immer gut und zugunsten der Artenvielfalt wirken. Problematisch und oft sogar kontraproduktiv ist, wenn bestehende, bereits artenreiche Vegetation umgebrochen wird, um dann eine Blühfläche einzusäen. So wird der Natur nicht geholfen, sondern vorhandene wertvolle Biotopstrukturen werden zerstört.
Wenn sie aber einen artenarmen Rasen in eine Wiese oder eine Blühfläche verwandeln möchten, nur zu.
Der Unterschied von Blühfläche und Wiese
Blühflächen blühen mit einer einjährigen Blumenmischung
Die Blühfläche wird mit einer einjährigen Blumenmischung besät. Diese Wiese ist etwas für ungeduldige Gärtner, den es gibt schnelle Blüherfolge und das über Wochen hinweg. Allerdings blüht diese Wiese nur einen Sommer lang und die Pflanzen säen sich kaum selbst aus. Zudem können sich unerwünschte Wildkräuter auf der Fläche schnell verbreiten. Eine Neu-Einsaat im Folgejahr ist aus diesem Grund sehr ratsam. Insekten können allerdings nur bedingt auf der Fläche überwintern, da diese im Frühjahr erneut umgebrochen wird. Umso wichtiger ist es, verblühte Samenstände im Herbst nicht zu entfernen, denn samenfressende Tiere freuen sich über diese Energiequelle. Pflanzenreste sollten im Frühjahr vorsichtig entfernt werden und ungehäkselt in einer wilden Ecke entsorgt werden – so können sich die darin befindlichen Insekten weiterentwickeln.
Die Blühfläche eignet sich also eher als Blühstreifen in einer bereits bestehenden Wiese oder im Rasen.
Die mehrjährige Blumenwiese braucht wie schon gesagt wenig Pflege. Sie bietet einen langanhaltenden Blüherfolg kostengünstig und zeitsparend. Eine Wiese ist jedoch mehr zum Genuss den als Spielwiese geeignet. Deshalb sollte man sich überlegen, ob die Fläche zum Grillen, Wäsche aufhängen und spielen eventuell doch eine ungedüngte aber doch regemäßig gemähte Rasen-Wiesen-Mischfläche bleiben soll. Das Anlegen einer Wiese benötigt etwas mehr Geduld als das einer einjährigen Blühfläche.
Anlage einer einjährigen Blühfläche
Die entsprechende Fläche wird 2x gefräst. Die großen Grasbüschel mit dem Rechen entfernen. Bei sehr nährstoffreichem Boden sollte die oberste Schicht mit Sand abgemagert werden. Lassen sie die Fläche 3-4 Wochen ruhen und entfernen sie dann die erneut aufgekeimten und unerwünschten Beikräuter. Ende März bis Mitte Juni kann nun ausgesät werden. Sähen sie dünn und breitwürfig. Mit einer Bodenwalze oder durch vorsichtiges Antreten die Saat festdrücken. Mit einer feinen Brause vorsichtig gießen und 6 Wochen lang feucht halten. Die Keimdauer beträgt 1-3 Wochen. Eine Düngung ist nicht notwendig.
Anlage einer Wiese
Gute Zeitpunkte für die Anlage einer Wildblumenwiese sind März bis Mai und September bis Oktober. Am besten, wenn feuchte Witterung zu erwarten ist.
Bei einer Wiese wird zur Bodenvorbereitung der vorhandenen Rasen abgeschält. Die Grasnarbe also entfernt. Dafür gibt es Maschinen zu mieten. Zuvor stark gedüngter Boden muss auf alle Fälle mit Sand abgemagert werden. Denn die meisten Wiesenblumen lieben mageren, sandigen Boden. Arbeiten sie den Sand mit dem Rechen gut in den Mutterboden ein. Sähen sie die Wiesensaat breitwürfig und dünn aus. Wie viel Saatgut benötigt wird, hängt von der Größe der entstehenden Wiese ab. Bei einem Quadratmeter braucht man fünf bis zehn Gramm. Damit sich das Saatgut besser verteilen lässt, kann man es mit etwas Sand mischen. Nun locker auf die Fläche streuen und nur etwas einrechen. Danach mit einer Walze oder einem Brett festigen. Sehr wichtig ist es, die eingesäte Fläche über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen stets feucht zu halten.
Und wie geht es mit der Wiese weiter?
Die Pflege fällt bei der Wildblumenwiese nicht weiter ins Gewicht. Ein bis maximal zwei Mal im Jahr sollte gemäht werden. Und wer sich schon immer mal im Mähen mit der Sense versuchen wollte, hat jetzt seine Chance: Die besten Zeiten zum Mähen sind ab Juli bis August/September, wenn nur ein Mal gemäht wird, Ende Juni und Ende Oktober wenn zwei Mal gestutzt wird. Zeigerpflanze für die erste Mahd sind die Margeriten, sind sie am Abblühen, kann mit dem Mähen begonnen werden. Aber Achtung: Nicht alles auf einmal mähen, sondern mit einer Woche Pause, denn so können die Tiere in der Wiese noch schnell umziehen – und die Muskeln sich etwas entspannen. Wenn sie mit einem Mäher mähen, stellen sie die Messer hoch ein. Lasse sie das Mahdgut 2 Tage liegen, damit der Samen ausfallen kann. Entfernen sie dann das Mahdgut. Im ersten Jahr könnte es notwendig werden, unerwünschte Beikräuter zu entfernen. Im Oktober wird ein zweites Mal gemäht und das Mahdgut 2 Tage zum Aussamen auf der Fläche trocknen gelassen und anschließend entfernt
Im Folgejahr verringert sich die Anzahl der einjährigen Pflanzen – mehrjährige Wiesenstauden stehen in voller Blüte. Wiesen brauchen etwas Anlaufzeit, aber Geduld wird belohnt: Die schönsten Ausprägungen zeigen sich häufig nach ein paar Jahren.
Wenn die Margeriten am abblühen sind, wird zum ersten mal die Wiese gemäht.
Wo gibt es passendes Saatgut?
Saatgut für Wiesenflächen bekommen sie bei:
Achten sie darauf, dass das Saatgut ihren Verhältnissen angepasst ist. Es sollte zur Region passen und an die vorherrschenden Standortbedingungen angepasst sein. Sonnenfläche oder Schatten; Trockener oder eher feuchter Standort.
Wildblumenmischungen für einen einjährigen Blühstreifen werden inzwischen in jedem Supermarkt oder Gartenfachmarkt angeboten. Achten sie darauf, dass sie die richtige Mischung für Sonnen- und Schattenflächen wählen. Sie werden auf Namen treffen wie Mössinger Sommer, Wildgärtner Freude oder Insektenbuffet. Hier handelt es sich immer um Samenmischungen mit vorwiegend einjährigen Blumen und Kräutern. Natürlich können diese Mischungen auch zusammen mit der Wiesensaat ausgebracht werden, um im 1. Jahr auf der Wiese mehr Blüten zu haben.
Funktionieren auch andere Methoden zur Wiesen-Anlage?
Ein Rasen baut sich über Jahre auch selbst zur Wiese um. Hören sie auf zu düngen und mähen sie nur noch 2x im Jahr. Gänseblümchen, Löwenzahn, Günsel, Gewitterblumen usw. werden sich von selbst einstellen. Eine artenreiche Wiese entsteht aber sehr sehr langsam.
Die Heu-Übertragungs-Methode
Fräsen sie die Fläche 2x, rechen sie glatt und magern sie den Boden mit Sand ab. Bringen sie die frische Mahd einer artenreichen Wiese auf der Fläche aus und lassen sie das Gras auf der Fläche 5-10 Tage trocknen. Entfernen sie dann das Heu, es sollte sich ausgesät haben. In alten Heuschobern sammelt sich auch oft Saatgut auf dem Boden an. Auch dieses kann zusammengefegt und ausgebracht werden.
Autorin Petra Herbach