Die große Gartensünde -Aufräumen im Herbst

 

Viele Gärtner greifen im Herbst zur Schere, um Stauden und Gräßer radikal zu kappen. Eine große Gartensünde.

Warum wir uns das „Aufräumen im Herbst“ abgewöhnen sollten

Wer im Herbst seine Blumen-Stauden, Gräser und Büsche radikal beschneidet und das Grün auf Kompost oder gar Wertstoff-Hof entsorgt, schadet dem Naturkreislauf und seinen Pflanzen.

Die Vorteile von fehlenden Aufräumarbeiten:

  • Die meisten „Schädlinge“ im Garten überwintern im Boden. Die meisten „Nützlinge“ jedoch überwintern als Ei, Larve oder Puppe an verblühten Trieben, in Laubhaufen, hohlen Stängeln. An den überirdischen Pflanzenteilen also. Wer sein Grün auf dem Kompost entsorgt, vernichtet damit also auch seine Nützlinge. Im Frühling haben die aus dem Boden schlüpfenden Schädlinge leichtes Spiel im Garten, da die Gegenspieler fehlen.
  • Die Pflanzen bedecken sich mit dem absterbenden Blättern und Stängeln und mulchen sich so praktisch selbst. Im Winter erfrieren viele Pflanzen nicht, sondern sie vertrocknen, da keiner im Winter den Garten gießt. Mulcht sich die Pflanze selbst, ist die Bodenverdunstung rund um die Pflanze stark vermindert und die Pflanze behält die nötige Feuchtigkeit.
  • Über den Winter ziehen die Pflanzen aus den absterbenden Pflanzenteilen noch alle Nährstoffe in die Wurzeln. Im Frühling kommen die Blumenstauden umso kräftiger wieder und bescheren und mehr Blüten.
  • Vögel wie Distelfink und Sperling picken nahrhafte Körner aus den Samenständen. Sowie die Früchte von den Wildobststauden wie Rosen, Mispel und Co.
  • Schöne Winterbilder kann nur der Naturgärtner genießen, der seinen Garten nicht ausräumt. Eiskristalle an Pflanzenteilen und Morgentau an Spinnennetzen verzaubern den Wintergarten. Ebenso erfreuen uns die bizarren Samenstände über denen ein weißer Frostschleier natürliche Eisskulpturen zaubert.
  • Verwelkende Blätter werden von den Regenwürmern in den Boden gezogen. Der Regenwurm kann sich mit dieser optimalen und reichlichen Nahrung bestens vermehren. Er sorgt für die Durchlüftung des Bodens und sein Wurmkot düngt 50 x besser als Kompost! Der Gärtner spart sich also Düngen und Umgraben oder Hacken im Beet.
  • Welke Blätter freuen den Igel als Überwinterungsplatz. Kehren sie Laub von Laubbäumen und Sträuchern in eine ruhige Ecke in ihren Garten. Der Igel wird darin seinen Winterschlaf halten. Sie haben noch viel mehr Laub? Prima! Verteilen sie es ebenfalls als Mulch zwischen den Blumenstauden. So tanken die Blumen extra Nährstoffe aus dem zerfallenden Laub und sind noch besser gemulcht und vor vertrocknen im Winter geschützt.

Und im Frühjahr?

Werden die Tage wieder länger und die Temperaturen milder locken die ersten Gartenarbeiten. Nun werden die verwelkten Blumenstauden abgeschnitten. Aber entsorgen sie die Stängel nicht auf dem Kompost! Die überwinternden Nützlinge schlüpfen noch bis Ende Mai aus ihren Eiern, Larven und Puppen. Schneiden sie die abgeschnittenen Stängel auf 10-20 cm Stücke her und lassen sie diese als Mulch direkt neben der Staude liegen. Lediglich den Schnitt von Beerensträuchern schichten sie zu einem Reisighaufen auf, über den sich der Igel und viele Insekten freut.

Und, wirkt dieses Gartenstück mit dem liegenden Staudenschnitt unaufgeräumt?

  • Die mulchenden Stängel und Blätter freuen wieder die Regenwürmer, welche im Frühjahr aus den tieferen Bodenschichten wieder hungrig nach oben kommen. Der kleine unermüdliche Gärtner der nie schläft, er arbeitet 24 Stunden, 7 Tage die Woche, setzt seine wertvolle Arbeit fort.
  • Die Blumenstauden sind wieder/noch immer gut gemulcht und sie müssen weniger gießen
  • Die Vögel freuen sich über das Nistmaterial
  • Die Nützlinge können an Ort und Stelle schlüpfen, an denen ihre Insekten-Mutti sie gelegt hat. Dies sind die Pflanzen, an dem auch die entsprechenden Schädlinge nisten. Die Nützlinge können also sofort mit ihrem Werk beginnen und die Schädlinge parasitieren oder auffressen.
  • Der Rasen ist vertikutiert, verteilen sie das Moos zwischen den Stauden. Vögel freuen sich über das weiche Material um damit ihre Nester zu polstern. Und die Blumenstauden sind weiterhin gut gemulcht und vor vertrocknen geschützt.

Haben sie also keine Angst, der Garten sieht nicht unordentlich aus, nur weil sie ihre Stauden im Herbst nicht abschneiden! Er wird winterlich verzaubert. Sie wissen einfach mehr über die Natur und handeln mit ihr und nicht gegen den Naturkreislauf.

Und im Frühjahr mulchen sie den Boden, führen ihm weiterhin wichtige Nährstoffe zu. Spätestens Mitte/Ende April wird man vom Boden vor lauter Grün und Blumen sowieso nichts mehr sehen.

 

Im Herbst gibt es übrigens genügend andere Arbeiten:

  • Gartenmöbel säubern und einräumen.
  • Blumentöpfe im Schuppen sichten, reinigen und für den Einsatz im Frühling sortieren.
  • Gartengeräte säubern, desinfizieren, mit Öl einreiben.
  • Motorisierte Gartengeräte winterfest machen
  • Schubkarren säubern, Reifen evtl. flicken.
  • Düngevorräte sauber verschließen und ins Trockene bringen.
  • Gartenstecker vor der Witterung retten, säubern, neue Stäbe anbringen.
  • Gemüse und Obst ernten und haltbar machen für den Wintervorrat.
  • Stecklinge von Sträuchern schneiden und in Töpfchen mit Erde stecken. Damit die Stecklinge über den Winter anwurzeln können.
  • und und und

 

Autorin: Petra Herbach