Apfelallergie und Apfelunverträglichkeit

Vertragen sie keine Äpfel?

Immer wieder werde ich auf Vorträgen nach Apfelsorten für Allergiker gefragt. Ich bin da mit Antworten sehr vorsichtig, denn die Unverträglichkeiten und Allergien sind divers. In der Zeitschrift Kraut & Rüben Ausgabe 11/2024 finden sie einen sehr interessanter Artikel, den ich ihnen empfehlen möchte. Ich versuche hier mal eine kurze Zusammenfassung:

Alte Apfelsorten, neue Züchtungen und ernährungsphysiologische Erkenntnisse können bei Diabetes, Fruktosemaladsorption, Sorbitintoleranz und Allergien Abhilfe schaffen.

Äpfel bei Fruktosemaladsorption

Weil Äpfel viel Fruktose enthalten, zudem viel mehr als Glukose und das Verhältnis der beiden Zuckerarten für Menschen mit Fruktosemaladsorption nicht über 1 liegen sollte, sollen Betroffene auf Äpfel verzichten. Es macht aber einen Unterschied, welchen Apfel man isst, da sich der Fruktosegehalt und das Verhältnis von Fruktose zu Glukose zwischen den Sorten stark unterscheidet. Der Durchschnitt liegt bei 5,7 g Fruktose pro 100 g Apfel.

Bei „Granny Smith“ jedoch nur bei 2,3 g pro 100 g Apfel. Diesen Apfel können Betroffene mit Fruktosemaldsorption also vorsichtig probieren, da sie ja noch geringe Mengen Fruktose vertragen.  Süß schmeckt auch Obst, das von Haus aus wenig Fruktose enthält wie Aprikosen, Pfirsiche, Grapefruit, Mandarinen oder Honigmelonen.

Wenn sie an einer hereditären Fruktoseintoleranz leiden, sollten sie jedoch ganz auf Äpfel und anderes Obst verzichten. Denn dann können sie gar keine Fruktose vertragen. Für Apfelallergiker ist Granny Smith jedoch nicht zu empfehlen, da die Polyphenole fehlen.

Granny Smith

Äpfel mit wenig Sorbit

Sorbit ist ein Zuckeralkohol, er kommt auch ganz natürlich in Obst und Gemüse vor. Menschen, die empfindlich auf Sorbit reagieren, vertragen nur geringe Mengen, sonst bekommen sie Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall. Wer Fruktose schlecht verträgt, hat mit Sorbit meist ebenfalls Probleme. Da der Körper Sorbit in Fruktose umwandelt. Manche Apfelsorten enthalten aber weniger Sorbit:

Die Sorte „Gravensteiner“ (0,15 g in 100 ml Saft) oder der „Schneiderapfel“ (0,39 g in 100 ml Saft)

Äpfel für Diabetiker

Für Diabetiker sind Äpfel mit geringem Gesamtzuckergehalt vorteilhaft. Weniger Zucker enthalten „Idared“ und „Delbarestivale“ (je 11 %) Ein saurer Geschmack ist nicht gleichbedeutend mit einem geringen Zuckergehalt. Es kann sein, dass die Apfelsorte so viel Säure enthält, dass der hohe Zuckergehalt überlagert wird. Weiterhin werden für Diabetiker folgende Sorten empfohlen: „Alkmene“, „Champagner Renette“, „Gehrers Rambur“, „Gelber Edelapfel“, „Idared“, „Johannes Böttner“, „Lanes Prinz Albert“, „Ontario“ und „Uhlhorns Augustkalvill“. Da der Zuckergehalt während der Lagerung abnimmt, sollten Diabetiker schon länger gelagerte Äpfel bevorzugen bzw. die zur Lagerung geeigneten Sorten selbst einlagern.

Äpfel für Apfel-Allergiker

Aus den neuen Sorten wurde Polyphenole bewusst herausgezüchtet, um süße Äpfel zu bekommen, die auch aufgeschnitten nicht so schnell braun werden. Die fehlenden Polyphenole verursachen aber die häufigste Apfelallergie.

„Goldparmäne“ ist ein Apfel mit Polyphenolen. „Alkmene“, „Eifeler Rambur“, „Gravensteiner“, „Jonathan“ und „Boskoop“ werden auch empfohlen

Interessant ist auch, das gekochte Äpfel für viele Apfel-Allergiker verträglich sind. Wer unter Heuschnupfen leidet, hat oft auch eine Apfelallergie. Waschen sie Äpfel deshalb gründlich vor dem Verzehr, damit sie mögliche Pollen entfernen.

       

Grafensteiner                                                                                  Boskoop

Wie sie eine Verträglichkeit vorsichtig testen.

Der Steinzeitmensch musste herausfinden, welche Pflanzen essbar sind und welche giftig. Und dieses Verfahren wenden sie auch vorsichtig an.

  1. Schneiden sie ein Stück Apfel ab und reiben sie es zuerst auf die Innenseite ihres Handgelenks. Sollten nach 15 Minuten keine Reaktionen wie Rötung, Schwellung, Hautprickeln oder dergleichen auftreten….
  2. Testen sie ein frisches Stückchen auf der Innenseite ihres Ellbogengelenkes. Dort ist die Haut dünner. Sollte auch dort nach 15 Minuten keine Reaktion auftreten, können sie zur nächsten Stufe übergehen.
  3. Nehmen sie ein frisches Stückchen Apfel und streichen sie den Saft auf die Lippe. Warten sie wieder 15 Minuten ab, ob eine Schwellung, Rötung oder Hautprickeln auffällt.
  4. Nun testen sie ein Stückchen auf der Innenseite ihrer Backentasche. Nach weiteren 15 Minuten ohne Reaktion, können sie mutiger werden.
  5. Testen sie nun 1 kleinen Bissen, den sie gut kauen und auch schlucken. Wenn sie diesen Bissen gut verdauen, können sie die Menge vorsichtig steigern.

Erfahrungsaustausch

Der BUND Lemgo hat eine sehr umfangreiche Liste mit Apfelsorten und Erfahrungen von Apfelallergikern. Er stellt diese Liste unter

www.bund-lemgo.de/download/03_Gesamtliste_2023-Apfelallergie bereit.

Haben sie eigene Erfahrungen mit bestimmten Sorten? Meldungen an den BUND Lemgo sind ausdrücklich erwünscht.

Lesen sie auch den gesamten Artikel: „Vertragen sie keine Äpfel?“ Aus der Zeitschrift Kraut & Rüben 11/2024

Ich wünsche ihnen, dass sie Äpfel bald wieder genießen können.

Autorin: Petra Herbach