Ein Garten für intelligente Faule

Ein Garten, der sich fast von alleine pflegt und trotzdem grünt und blüht. Geht das? Ja, denn grundsätzlich gilt:

Je naturnaher ein Garten angelegt ist,

desto pflegeleichter ist er!

Was macht meinen Garten pflegeleichter?

  • Gartenzaun oder nicht. Ein Gartenzaun kostet Geld, muss eventuell jedes Jahr gestrichen werden und wenn er aus Gabionen oder sonstigem Material besteht kann nicht einmal mein Freund der Igel in meinen Garten wandern und die Schnecken und Maden verzehren. Also gilt: Weg mit den Zäunen und her mit der Wildobst-Hecke, der Beerenhecke oder der Blumenrabatte rund um das Grundstück. Bei uns gibt es eine Mischform aus allem. Am Anfang haben wir viel mit Mulch gearbeitet um  das aufgehende Unkraut zu verdrängen. Inzwischen ist die Pflanzendecke so dicht, dass wir unsere 60 m laufende Gartenumrandung innerhalb 60 Minuten vom Unkraut befreit haben. Hinzu kommt noch 1x Ende März die abgestorbenen Pflanzen vom Herbst des Vorjahres zurückschneiden und fertig. Wir schneiden unsere Stauden grundsätzlich nicht im Herbst ab und säubern den Garten, denn in den Halmen der Stauden überwintern die Insekten in Form von Eiern, Larven, Puppen oder gar das fertige Insekt. Wer seinen Garten im Herbst abräumt, entsorgt und kompostiert auch die Insekten gleich mit. Deshalb immer erst im Frühjahr die Stauden abschneiden und am besten den Staudenabschnitt gleich als Mulch liegen lassen. 
  • Wiese statt Rasen. Ein Rasen will, damit er schön grün und unkrautfrei bleibt wöchentlich seinen Herren sehen. Vertikutieren, mähen, düngen und mähen und mähen und mähen. Eine Wiese muss nur 2x im Jahr gemäht werden fertig. Natürlich schätzen auch wir wenn keine Kratzdisteln im Grün sind. Aber Gewitterblume, Löwenzahn, Gänseblümchen, Huflattich, Margerite und Co piksen nicht in den Fuß und die Insekten haben auch noch etwas davon. Gemäht wird nur noch Ende Juli, wenn die Margeriten anfangen zu verwelken und Ende September/Mitte Oktober. Vom Rasen zur Wiese hat sich unser Grün übrigens von selbst umgebaut. Wir haben einfach aufgehört so oft zu mähen und zu düngen. Nur noch die Wege die wir oft laufen und das Stück für unsere Liegewiese werden regelmäßig gemäht und das geht fix.
  • Wildobst statt Hecke in Formschnitt. Wer es blickdicht liebt muss nicht unbedingt eine Form-Hecke anlegen. Es reicht auch ein Maschendrahtzaun der mit Efeu begrünt wird. Unsere Insekten lieben übrigens die Efeublüte die mitten in den Hochsommer fällt sehr, da im Hochsommer ansonsten nur wenig blüht und sie sich regelrecht auf die Efeu-Blüte stürzen. Sie haben noch nie Efeu blühen sehen? Dann sperren sie mal die Ohren auf, sie können am summen der Insekten erkennen wann der Efeu blüht. Aber denken sie beim setzen des Maschendrahtzaunes daran, das ein Igel unter dem Zaun durchschlüpfen können sollte, damit unser Igel „Mecki“ in ihrem Garten  speisen kann. Auch Wildobst lässt sich prima zur Hecke pflanzen. Wer nicht selbst ernten möchte überlässt das Obst einfach den Vögeln. In unserem Stammhamer Obst-Lehrgarten am Stadtweiher können sie ab September 2021 die verschiedenen Wildobstarten und ihre Wuchsformen sehen. Wildobst blüht zudem auch noch so schön und zu verschiedenen Zeiten. Angst vor dem Laub? Das wird im pflegeleichten Garten einfach als Dünger wieder unter die Stauden gerecht. Fertig. Und einen zeitaufwändigen Formschnitt zwei- oder dreimal im Jahr, den können sie sich bei einer Wildobsthecke sparen. Dann noch eine leckere Ernte! Ganz wie schon in der Bibel steht „Sehet die Vögel am Himmel. Sie sähen nicht und sie ernten doch“
  • Pflanze ist nicht gleich Pflanze. Wer Nützlinge im Garten fördert, hat weniger Schädlinge. Mit Forsythie und Ranunkelstrauch erreichen sie dies leider nicht. Diese Pflanzen tragen keine Früchte – sie haben auch keinen Nektar oder Pollen in ihren Blüten und sind daher für Nützlinge unbrauchbar. Auch der allseits gern gepflanzte Kirschlorbeer, Buchs, die Thuja und Muschel-Zypresse haben keinen Nährwert für unsere Nützlinge. Pflanzen sie doch lieber Felsenbirne, Kornelkirsche, Zaubernuss, Heckenrose und Beerenobst. Und statt einjährigen Blumen wählen sie langlebige Stauden. Diese müssen nicht jedes Jahr aufs neue aufwändig gepflanzt werden. Blumenstauden lassen sie im Herbst als Nützlingsheim stehen. Ende März schneiden sie die Stauden bodennah ab und lassen den Schnitt grob mit der Gartenschere zerkleinert gleich als Mulch liegen. Die Nützlinge können noch schlüpfen und der Boden ist gleich gemulcht und gedüngt. Blumen-Stauden, welche stark wuchern lassen eine Fläche so zuwachsen, dass Unkraut keine Chance mehr hat. Dazu gehörten Taglilie, Waldgeißbart, Duftnessel, Japan-Anemone, wilde Herbstastern, Rießenschleierkraut, Kugeldistel, Storchschnabel, Frauenmantel und Sonnenbraut. 
  • Rasen- und Mulchwege statt Pflaster und Beton. Immer wenn ein Haus gebaut wird verlieren wir ein Stück Natur. Da sollte es selbstverständlich sein, dass wir im Garten nicht auch noch alles befestigen, und Pflastern. Auf Rasenwegen oder Mulchwegen lässt es sich genauso gut und schmutzfrei um das Haus gehen. Außerdem sparen sie auch hier durch nicht pflastern wieder viel Arbeit und Geld ein. Zudem heizt sich Pflaster viel mehr auf als ein Grasweg. Ein Pflasterweg trägt also zur Klimaerwärmung bei.
  • Obstbäume oder Schattenspender mit Mehrwert. Sie lieben Kirschen aber keine Maden darin? Probieren sie doch mal die Sorte „Sunnburst“ sie fruchtet in einer so günstigen Zeit, das die Kirschen fast Madenfrei bleiben. Als Halbstamm oder Buschbaum behalten Obstbäume zudem noch eine Größe, die wir relativ bequem beernten können. Und wir können darunter den Liegestuhl aufstellen. Oder sie wählen Spindelbäume, diese werden Maximal 2,5 m Hoch. Das Obst können sie mit einem Sack aus Gemüseschutznetz einnetzen und erhalten so Madenfreies Obst. Bezugsquelle bei Dr. Michael Neumüller Bayerisches Obstzentrum. Herr Neumüller ist eine Koryphäe in Sachen Spindelobst und war übrigens schon mal zu einem Vortag bei uns. Schatten spendet uns in heißen Sommern jeder Baum und wenn er dann noch leckeres Obst trägt umso besser.
  • Gemüse. Viel zu aufwändig denken sie. Dann probieren sie doch mal ein Hochbeet aus und ziehen Tomaten in Kübeln. Der Geschmack des selbst gezogenen Gemüses wird sie überzeugen und im Hochbeet wird der Rücken nicht krumm. Ziehen sie ihr Gemüse nicht mehr selbst vor, sondern kaufen sie die Gemüsepflänzchen. Und räumen sie ausdauernden Kräutern mehr Platz im Gemüsebeet ein. 
  • Nützlingsförderung. Wer Nützlinge im Garten fördert braucht vor Schädlingen fast keine Angst mehr haben. Aber bedenken sie Nützlinge benötigen nicht nur ein Heim, sondern auch Nahrung aber das haben wir mit unserer Blumenrabatte rund um den Garten ja schon erledigt. Nun noch ein paar Nistkästen für die Vögel aufgehängt. Ein Hartholz mit Löchern für die Mauerbiene versehen und aufhängen. Eine alte Holzkiste mit Dachpappe benagelt, mit Heu und Stroh befüllt und nach unten offen auf 4 Pflastersteine 10 cm erhöht aufgestellt schon hat unser Igel ein Heim. Dann noch eine Blumenschale mit einem dicken Kiesel beschwert und alle 1-2 Tage mit Wasser befüllen. Schon kann unser Igel und die Vögel auch noch trinken und baden. Dann noch eine Steinpyramide locker mit Sand dazwischen aufgeschichtet für die Eidechsen und ein paar alte Zweige und Äste als Totholzhaufen zwischen die Blumen gelegt für die Insekten und Erdkröten. Und zu guter Letzt noch ein Sandhaufen für Erdhummeln und Sandbienen aufschütten. Et`voila schon werden sich Nützlinge ansiedeln und unsere Schädlinge dezimieren. Und zierend sind diese Garten-Elemente auch noch, sie werden sehen.
  • Kompostplatz. Immer Gartenabfälle auf den Schutplatz fahren. Wollen sie das wirklich. Viel einfacher ist es 2 Lattenkomposter aufzustellen. Hier können sie das „Gold des Gärtners“ herstellen. Ein Lattenkomposter wird frisch befüllt, der zweite ruht ein Jahr und wird dann als Kompost-Dünger wieder auf den Gesamten Garten ausgebracht. Auf Gemüsebeete, Staudenbeete unter Obstbäumen und unter Sträuchern. 3 Liter /m² ist die Faustregel, denn Kompost ist Dünger – für den Gärtner eben Gold. Wozu Dünger kaufen? Der hat meist eh eine ungünstige Nährstoffzusammenstellung. Besonders von Nitrophoska Blau (Blaukorn) sollten sie die Finger lassen. Wenn sie zusätzlich im Garten düngen wollen/müssen kaufen sie Hornspähne oder Horngries. Lesen sie hierzu auch meinen Beitrag „Grundlagen des Bio-Gemüseanbau“
  • Brennesseln und Giersch auch dass noch. Jetzt wird es richtig wild. Aber gerade Brennesseln sind bei unseren heimischen Schmetterlingen sehr beliebt. Und wir lieben die bunten Flatterlinge. Und wozu nun auch noch den Girsch stehen lassen? Sollen sie gar nicht, der Girsch wurde als Gemüsepflanze von den Römern vor 800 Jahren zu uns gebracht. Sie sollen Brennesseln und Girsch also aufessen. Dauerhaft im Garten werden sie ihn sowieso nie wieder los. Das Internet ist voll mit Rezepten zu Pesto, Suppen und Spinat. Übrigens sollte Girsch nur bis Johanni verspeist werden.
  • Juhu, jetzt wird es nass. Platz für Wasser sollte in jedem Garten sein. Ein Gartenteich ohne Fische ist immer pflegeleicht. Pflanzen sie Rohrkolben und klein bleibende Seerosen sowie andere Wasserpflanzen und schon werden sich hier Lurche, Libellen und Co. wohl fühlen. Und viel zu beobachten gibt es an einem Teich immer. Kein Platz für einen Teich? Wir auch nicht aber einen Mörtelkübel haben wir zu Füßen unserer Kräuterspirale eingegraben. Selbst in dieser kleinen Wassermenge haben sich Teichmolche angesiedelt.

Ein pflegeleichter Garten ist also immer ein naturnaher Garten und wo ist es schöner als in der Natur.

Übrigens halte ich zu diesem Thema auch einen ausführlichen Vortrag. Er dauert ca. 2,5 Stunden. Wenn sie mich als Vortragende in ihrem Verein haben möchten, rufen sie mich bitte an.

Ihre Petra Herbach (TelNr. 08405 92 50 51)

Autorin Petra Herbach