Gewächshaus 10 Tipps für Kauf und Nutzung

Ach wie schön, wenn man ein Gewächshaus hat. Bereits Ende Februar sähen wir Spinat, Winterposteleien, Feldsalat, Radieschen, Radies und Stielmus in unser Haus. Kohlrabi und Pflücksalat wird gepflanzt.  Ab Ende März können wir bereits Ernten. Und von den im Herbst gesetzten Schnittlauch, Petersilie und Rosmarin ernten wir oft den ganzen Winter hindurch. Und unser im Herbst gesetzter Zuckerhut und Feldsalat versorgt uns bis Dezember oft bis Februar mit frischen Salat. Versorgt man eine 4-köpflige Familie fast vollständig mit selbst gebauten Gemüse spart man im Jahr 800 – 900 Euro. Davon kann man sich dann ein schönes großes Gewächshaus leisten.

Wir selbst haben 2 Gewächshäuser, eines mit Glasplatten und eines mit Doppelstegplatten. Auch mit einem einfachen Foliengewächshaus haben wir so unsere Erfahrungen gemacht, aber sturmbedingt keine guten. Hier unsere Tipps.

Glasgewächshaus im April mit eingestellten Pflanztischen                                  Doppelsteg-Gewächshaus im April mit frischen Tomatensetztlingen

  1. Welche Größe ist die Beste

Je größer ein Gewächshaus ausfällt, desto besser ist dort das Kleinklima. Ein Gewächshaus das eine vierköpfige Familie mit wärmebedürftigen Gemüse versorgen soll sollte mindestens 10 m² Grundfläche haben. Auch die Firsthöhe ist entscheidend: Misst sie gut 2 m, kann man bequem im Haus stehen. Und an die Seiten passen die Tomatenstäbe gut hinein.

Kleinere Gewächshäuser heizen sich im Sommer an sonnigen Tagen sehr stark auf, kühlen Nachts aber auch wieder schnell aus. Gerade dem Sommer-Gemüse, welches wir im Gewächshaus vornehmlich anbauen möchten (Gurke, Tomate, Aubergine, Paprika), schadet diese Temperaturschwankungen.

Auch Wege nehmen im kleinen Gewächshaus viel Platz ein, es lohnt sich einfach nicht, dafür Geld auszugeben.

  1. Wo das Häuschen gerne Platz findet

Ein ebener und sonniger Platz im Garten ist für das Glashaus Voraussetzung. Liegt es noch möglichst nah am Haus, erreicht man es bequem auch bei schlechtem Wetter.

Die Lichtausbeute muss hoch sein, vor allem, wenn man sonnen- und wärmehungrige Südländer wie Tomaten, Paprika und Gurken anbauen möchte. Das Gewächshaus sollte also von Osten, Süden und Westen nicht von Bäumen oder Gebäuden beschattet werden. Anlehn-Gewächshäuser baut man am besten an die Südseite von Garage oder Schuppen.

Entscheidend für das Raumklima ist auch, dass das Haus auf trockenem Grund steht, windgeschützt ist und nicht in einer kalten Senke aufgestellt wird.

  1. Stabile Rahmen-Bedingungen

Schneedruck, Wind, starker Regen, das alles muss ein Gewächshaus aushalten. Deshalb sollten die tragenden Teile eine stabile Konstruktion aus Stahl oder Aluminium sein. Ihre meist sehr dünnen Streben werfen außerdem wenig Schatten. Mit einem Folien-Gewächshaus haben wir selbst sehr schlechte Erfahrungen gemacht – Ein erster Sturm und schon lag es verbogen in der Gartenecke. Es war nicht mehr zu reparieren. Auch mit unserem Glas-Gewächshaus hatten wir zunächst schlechte Erfahrungen gemacht. Nach einem Sturm lagen viele der Glasplatten zerbrochen im Garten. Die dünnen mitgelieferten Metall-Halterungen für die Scheiben hatten dem Wind-Druck nicht stand gehalten. Erst nachdem wir die Glasplatten mit Fenster-Silikon ausgefugt hatten, war Ruhe.

Holzkonstruktionen zersetzen sich in der feuchten Gewächshausluft schnell. Und dann gibt es noch die sechs- oder achteckigen Pavillons. So dekorativ sie sind, so wenig eignen sich diese aufgrund ihres Grundrisses, ihrer Lichtausbeute und Lüftung für den Gemüse-Anbau.

  1. Von der Haut eines Gewächshauses

Ein Glashaus ist der Klassiker aller lichtdurchlässigen Materialien und sehr langlebig. Wählen sie aber kein Blankglas, welches wie Fensterglas vollkommen durchsichtig ist für die Dachflächen. Im Sommer bekommt das Gemüse durch die große Lichteinstrahlung leicht Sonnenbrand. Wählen sie lieber Klarglas, welches eine geriffelte Oberfläche besitzt und nicht durchsichtig ist, für die Dachflächen. Für die Seitenflächen können sie Klarglas oder Blankglas verwenden.

Bruchfester und wärmedämmender sind Stegdoppelplatten aus Acryl- oder Plexiglas. Dafür werden 2 Kunststoffplatten mit einem Steg auf Abstand gehalten. Das dazwischen liegende Luftpolster wirkt isolieren. In der Regel reicht eine Plattenstärke von 6 mm besser ist 8 mm. Plexiglasplatten sind etwas teuer, lassen aber viel Licht durch, sind unempfindlich und vergilben erst nach vielen vielen Jahren.

Im Sommer

Wird es im Sommer doch zu heiß, bei über 30 Grad findet keine Befruchtung mehr statt, weil die Blütenpollen verkleben, ab 40 Grad besteht auch im Gewächshaus die Gefahr vor Sonnenbrand. Deshalb hier das Rezept für eine schnelle „Schattierfarbe“:

160 g Mehl mit 250 ml Wasser verrühren.

Die Mischung kann außen oder innen an die Gewächshausdecke aufgetragen werden. Außen wird sie vom Regen relativ schnell abgewaschen. Innen muss sie im Herbst mit dem Wasserschlauch entfernt werden. Diese Mischung ist garantiert Schadstofffrei und biologisch abbaubar. Natürlich können sie das Gewächshausdach im Sommer bei Extremtemperaturen auch mit einem Vlies oder einer Schilfmatte abdecken. Bedenken sie, dass sie Lüftungsklappen auf jeden fall frei gelassen werden müssen, damit trotz Schattierung ein Luftaustausch im Gewächshaus stattfinden kann.

Im Frühling und Winter

Die Vegetationsperiode kann bereits im Februar gestartet werden, denn durch die Sonne heizt sich das Gewächshaus auf, über Nacht fällt aber die Temperatur ebenso schnell wieder. Genauso verhält es sich ab November, wenn Kübelpflanzen im Gewächshaus überwintern sollen. Mit einfachen Tricks können sie ohne Stromverbrauch die Temperatur auch Nachts im Gewächshaus steigern.

  • Bringen sie Noppenfolie an den Innenwänden des Gewächshauses an. Bei sehr kleinen Gewächshäusern auch außen. Achten sie dabei aber darauf, dass die Scheiben immer sauber sind, damit genügend Licht in das Gewächshaus fällt. Die Dachflächen bleiben unisoliert.
  • Mit schwarz lackierten alten Plastikflaschen können sie ebenfalls Wärme speichern. Füllen sie die lackierten Flaschen mit Wasser und legen sie diese zwischen die Pflanzen auf den Boden. Das Wasser speichert tagsüber die Wärme und gibt sie Nachts wieder langsam ab.
  • Breiten sie in besonders kühlen Nächten eine oder zwei Lagen Vlies über die jungen Pflanzen. Die zweite Lage Vlies muss aber tagsüber wieder entfernt werden, damit die Pflänzchen genügend Licht bekommen.
  • Wenn sie Kübelpflanzen überwintern hüllen sie die Kübel in Luftpolsterfolie oder stellen sie die Kübel in mit trockenem Laub gefüllte Jutesäcke, damit das Erdreich nicht durchfriert. Sie können sie Kübel auch im Erdreich im Gewächshaus versenken. Vergessen sie nicht auch im Winter wöchentlich wenig zu gießen.
  • Wenn sie mit Teelichtern oder Grablichtern heizen möchten, stellen sie diese auf eine Fliese wegen der Brandgefahr. Stülpen sie einen Tontopf mit großem Abzugsloch über die Kerze. Der Tontopf erhitzt sich und gibt zusätzlich Wärme ab. Außerdem mindert er ebenfalls die Brandgefahr. Vorsicht, wenn sie offenes Kerzenlicht im Gewächshaus stehen haben und zusätzlich mit Vlies oder Zeitung abgedeckt haben genügt ein kleiner Lufthauch und schon gerät die Zeitung in Brand. Meinem Onkel ist dies so passiert – Ein Glück, das das Feuer schnell entdeckt und gelöscht wurde. Nicht auszudenken was mit der nahe stehenden Garage passiert wäre.
  • Räumen sie im Winter den Schnee vom Dach des Gewächshauses. Am besten benutzen sie dazu einen Besen. So kann das Glas nicht unter der Schneelast brechen, vor allem wenn es auf den Schnee regnet entsteht großes Gewicht. Außerdem ist die Lichtausbeute im Gewächshaus so besser gewährt.
  • Lüften sie auch im Winter um die Mittagszeit kurz ihr Gewächshaus, damit das zu viel an Luftfeuchtigkeit im Haus abziehen kann und an den Pflanzen kein Schimmel und Pilzkrankheiten entstehen.
  1. Auf gutem Standbein

Jedes Gewächshaus benötigt ein stabiles Fundament, welches absolut in der Waage steht. Senkt sich das Fundament, öffnen sich die Türen nicht mehr richtig und im schlimmsten Fall springen oder brechen die Scheiben.

Wir haben Beton-Randsteine von 7 cm breite eben auf Kies gesetzt und darauf das Gewächshaus montiert.

Sie können aber auch schmalen Sockel schallen und betonieren.

  1. Frische Luft muss sein

Eine gute Belüftung ist das A und O, damit die Pflanzen optimal wachsen. Mindestens ein Viertel der Gewächshaushülle sollte man öffnen können. Also große Türen wählen.

Außerdem ist eine automatische Lüftung von Vorteil. Am bequemsten sind Dachfenster mit einer Öffnungs-Hydraulik. Eine ölgefüllte Patrone bewegt den Mechanismus temperaturabhängig und ganz ohne Strom. Im Sommer sollte die Gewächshaustüre Tag und Nacht offen stehen, damit die Pflanzen abtrocknen können und keine Pilzkrankheiten entwickeln. Nur wenn es dauerhaft regnet und kalt ist, während der sogenannten Schafskälte-Zeit, wird auch im Sommer die Türe wieder über Nacht geschlossen. Werden viele Tomaten gepflanzt empfiehlt sich eine Scheibe, an der Lüftungsschlitze geöffnet werden können. Diese wird gegenüber der Türe montiert. So können die Tomaten, welche Windbestäuber sind vom Luftzug zwischen Tür und Lüftungsschlitzen profitieren und viele Früchte entwickeln.

Ölgefüllte Patrone für die automatische Öffnungs-Hydraulik des Fensters      Lüftungsschlitz mit Hebel zum umklappen der Lamellen

  1. So bleibt`s lange frostfrei

Im ungeheizten Gewächshaus kann bereits Ende Februar gepflanzt und gesät werden. Bei Temperaturen bis minus 5 Grad bleibt das Gewächshaus auch Nachts frostfrei. Wird es dennoch kälter oder herrscht Dauerfrost, gefriert es darin aber auch. Eine Schicht Vlies über den Pflanzen bringt 2 Grad mehr, 2 Schichten Vlies etwa 4 Grad. Pflanzen wie Spinat, Winterportulak, Stielmus, Kopfsalat, Pflücksalat, Feldsalat, Radieschen, Radies, Kohlrabi, Petersilie, Schnittlauch, winterfester Rosmarin halten durchaus Frosttemperaturen aus. Sie stoppen dann das Wachstum und wachsen an frostfreien Tagen weiter. Bei Frosttemperaturen sollte man dann aber auch nicht ernten.

Im Herbst nach Tomaten, Gurken, Melonen, Paprika und Auberginen pflanzen wir noch die Wintersaat. Ab August können sie auf freien Flächen nochmals Möhren, Pastinaken, Erbsen und Buschbohnen ins Gewächshaus sähen. Gepflanzt werden dann noch letzte Wirsing-Pflanzen. Ab Ende September pflanzen wir vorgezogener Zuckerhut, Endivie und Radiccio auf die restlichen abgeräumten Flächen. Und gesät wird Feldsalat, Rukola, Winterportulak, Spinat, Stielmus und letzte Radieschen. So sind wir bis weit in den Dezember hinein, in milden Wintern auch bis Februar mit frischem Grün versorgt.

Wer seine Kübelpflanzensammlung überwintern will, dämmt sein Haus mit Stegdoppelplatten (diese sind von Haus aus wärmer als Glas-Häuser) von innen noch zusätzlich mit Luftpolsterfolie ab. Im April kommt die Folie wieder herunter. Zusätzlich benötigen sie dann aber eine kleine Zusatzheizung, welche das Haus Frostfrei hält, den viele Kübelpflanzen vertragen nur Temperaturen bis minus 5 oder minus 10 Grad. (Siehe hierzu auch Tipps unter Punkt 4)

  1. Praktisches Zubehör

Gemüse wächst im Gewächshaus auf Grundbeeten, die durch einen Weg in der Mitte des Hauses voneinander getrennt sind. Mehr braucht es nicht. Der Wegebau ist bei jedem Gewächshaus aber die halbe Miete. Von außen sollte man immer trockenen Fußes ins Gewächshaus gehen können, um auch bei Regen und Matsche-Wetter ernten zu können.

Im Frühjahr so etwa ab Ende März/April stelle ich meine Gemüsesetzlinge aber gerne ins Gewächshaus. Das freut die Pflanzen wegen des Mehr an Licht. Leider aber auch die ausgehungerten Schnecken. Deshalb haben wir uns günstige Klapp-Alutische gekauft, welche wir im Frühjahr ins Gewächshaus stellen. Unter den Tischen reifen noch die letzten Salate aus und auf den Tischen stehen nun unsere Setzlinge.

Tomaten und Gurken sollte man lieber an Tomatenstangen ranken lassen. Schnüre, welche am Gestänge hängen sind nicht immer optimal. Das Pflanzengewicht kann das Gewächshaus-Gerüst schnell mal verbiegen. Wuchern die Gurken aber sehr stark, haben auch wir schon mit Schnüren einzelne Gurken weiter in die Höhe geleitet.

Blick ins Glasgewächshaus mit eingestellten Pflanztisch

  1. Der Durst ist groß

Im Gewächshaus regnet es nicht. Eine Tatsache, welche auch wir bei Dauer-Regenwetter immer wieder vergessen. Im Sommer bedarf es im 12 m² großen Gewächshaus bis zu 6 große Gießkannen Wasser /pro Tag! Auch hier gilt lieber durchdringend wässern, dafür 1x pro Woche im Sommer nur jeden zweiten oder dritten Tag, als täglich die Oberfläche bepritscheln. Die Pflanzen mögen am liebsten natürlich Regenwasser aus Regentonne und Zisterne. Und für Gurken und Melonen nur vorgewärmt. Deshalb stehen bei uns immer viele gefüllte Gießkannen im Gewächshaus auf dem Weg, damit das Wasser vorwärmen kann.

Viele Gewächshausgärtner schätzen auch eine automatische Bewässerungsanlage über Tropfschläuche und Zeitschaltuhr.

10. Frühjahrsputz muss sein

Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit wachsen innen an den Gewächshausscheiben Algen. Deshalb findet im Februar, bevor wir das erste Grün pflanzen und sähen ein Frühjahresputz statt. Mit Schrubber und Putzeimer bewaffnet rücken wir der grünen Schicht zu leibe. Im Putzeimer ist heißes Wasser mit einem Spritzer Geschirrspülmittel. Die sauberen Scheiben spenden dem jungen Gemüse dann auch wieder viel mehr Licht.

Autorin Petra Herbach