Nützlingsförderung in 9 kleinen Schritten

„Voll das Leben“

Der Garten, ein Zufluchtsort für heimische Tiere? Aber ja! Schon 9 kleine Maßnahmen bewirken, dass sich nicht nur der Mensch, sondern auch Igel, Falter, Eidechse und Co zu Hause fühlen.

Vielen Gartengästen kann man schon auf kleinen Platz und mit wenig Aufwand eine neue Bleibe und passende Nahrung bieten.

  1. Gut Holz für Igel und Co.

Gartenbauverein Stammham, OGV Stammham, Garten- und Landschaftspflege Stammham

Wurzelstöcke, Stammabschnitte, abgebrochene, dicke Äste und dazu das Schnittgut von Bäumen und Sträuchern: Totholz aller Art zu Haufen getürmt oder in Form kleiner Wälle abgelegt, verwandet sich erstaunlich schnell in ein Tierparadies. Es bietet Verstecke für Eidechse, Kröte, Frosch und Molch und gibt auch dem Igel einen sicheren Schlafplatz. Außerdem dient es Käfern als Nahrungsquelle und liefert Wildbienen die inzwischen recht seltene Gelegenheit, ihre Kinderstuben in morsches Holz zu bohren. Weil zahllose, winzige Organismen ständig mit dem Abbau beschäftigt sind, sollten sie immer wieder mal ein Stück Holz nachlegen.

Laub-, Stroh- und Heustreu oder Staudenschnitthaufen dienen ebenso als Lebensraum für zahlreiche Insektenarten. Lassen sie ruhig „wilde“ Ecken in ihrem Garten zu.

  1. Insekten würden Doldenblütler pflanzen

Gartenbauverein Stammham, OGV Stammham, Garten- und Landschaftspflege Stammham

Es ist kaum eine Pflanzenfamilie bekannt, die so viele Insekten in den Garten lockt und mit zahllosen winzigen Blüten voller Nektar ernährt, wie die Doldengewächse. Möhren (im 2.ten Standjahr), Fenchel, Pastinaken (im 2.ten Standjahr), wilde Möhre, Petersilie, Liebstöckel, Anis, Kümmel, Dill. All dies landet auch bei uns in der Küche, lässt man aber einige Exemplare im Gemüse- oder Blumenbeet stehen, blühen diese Gewächse mit prächtigen Doldenblüten. Pflanzen und sähen Sie am besten auch gleich noch Sterndolde, Engelwurz, Purpur-Wiesenkerbel und Großblütige Strahlendole in ihr Blumenbeet, oder vor die Hecke – und bald wird es schwirren – begeisterte Schwebfliege, Hummeln, Falter und Käfer. Auch die Raupen vom Schwalbenschwanz findet man meist an Doldengewächsen. Und über die Samen freuen sich später auch noch die Vögel.

Denken sie aber auch an Raupenfutterpflanzen wie Faulbaum, Brennnessel oder Weide.

  1. Hoch hinaus

Vögel lieben große Gehölze als ideale Nist- und Futterplätze. Aber was tun, wenn das eigene Grundstück zu klein für Bäume ist. Dann sind Kletterpflanzen die Lösung! Vor allem jene Kletterpflanzen, welche jährlich kräftig an Länge auf Blumenbögen, Pergolen und Laubegänge wachsen. Glyzinie, Berg-Waldrebe, Ramblerrose, Efeu, Immergrünes Geisblatt, wilder Wein, Jelängerjelieber. Viele von ihnen liefern den Vögeln auch noch Unmengen an nahrhaften Früchten. Auch Hauswände, Garagen und schuppenwände kann man platzsparend begrünen. Vögel nutzen das Blättergewirr als Kinderwiege, Versteck und Nahrungsquelle, auch zahllose Insektenarten leben und überwintern im dichten Rankengewirr.

  1. Buntes Treiben im Magerbeet

Gartenbauverein Stammham, OGV Stammham, Garten- und Landschaftspflege Stammham

Königskerze, Natternkopf, Klatschmohn, Kamille, Schafgarbe, Nachtkerze, Wegwarte. Es gibt viele Pflanzen, die sich auf kargen Böden wohlfühlen – und hungrige Insekten magisch anziehen 75 Prozent der Wildbienen-Arten graben Löcher und Röhren in die Erde um dort ihre Kinderstuben anzulegen. Diese kleinen Bienen nisten nicht im Insektenhotel.

Zur Anlage eines Magerbeetes suchen sie eine sonnige Gartenecke aus. Graben sie die Grasnarbe ab und koffern den Boden 40 cm tief aus. Bringen sie unten im Beet eine 20 cm Drainageschicht aus Ziegelbruch oder Schotter aus. Darauf kommt eine Schicht aus Kalkschotter oder Kalkkies (jeweils mit 0/32 Körnung). Zuletzt eine 3 cm dicke Schicht aus Kompost und dem Mutterboden.

  1. Wildes Leben im Geäst

Ein großer Obstbaum ist für die heimische Tierwelt ein Kosmos für sich. Bienen und anderen Insekten liefert er mit seinen Blüten reichlich Nektar und Pollen, später im Jahr ernähren seine Früchte Vögel und Kleinsäuger. Unter der Borke stochern Insektenfresser nach Beute und in Spalten und Höhlen des Stammes quartieren sich Vögel, Siebenschläfer und Fledermäuse ein. Ein großer Baum bietet auch Platz für einen Vogelnistkasten. Auch abgestorben ist so ein Obstbaum für Tiere noch von unschätzbaren Wert – selbst wenn aus Sicherheitsgründen nur ein 2 Meter hoher Baumstumpf davon stehen bleibt. Es siedeln sich Pilze, Moose, Flechten und Farne an, zahlreiche heimische Käferarten , die für ihre Nachkommen Totholz benötigen werden ihn als Kinderstube nutzen. Und deshalb schauen auch die Vögel auf der Suche nach Leckerbissen häufig vorbei.

  1. Kleine Wasserwelten

Wasser gehört in jeden Garten und sei die Pfütze noch so klein. Nichts im Garten lockt so viele Tiere an wie ein Teich. Da wimmelt es nur so vor Leben? Am Flachufer finden sich Insekten und Kleinsäuger zum Trinken ein und Vögeln dient der Teichrand als Badestelle. Libelle, Kammmolch und Wasserfrosch leben dauerhaft am und im feuchten Nass. Schon eine etwas größere Pfütze mit nur 30 cm Tiefe und einem Quadratmeter Größe kann Amphibien einen Laichplatz bieten. Wählen sie am besten einen halbschattigen Platz. Eine sacht abfallende Uferzone macht es möglich, das Amphibien zuwandern und hineingefallene Igel wieder an Land gelangen können. Diese Aufgabe übernimmt aber auch ein schräg ins Wasser gestelltes Brett oder eine flach ansteigende Rampe aus Steinen. Naturnaher Bewuchs: Krebssschere, Froschbiss, Zwerg-Seerose, Hornblatt und Gauklerblume sorgen für grünes Leben im Mini-Teich und verhindern Algenwuchs.

  1. Es wird durchgeblüht

Gartenbauverein Stammham, OGV Stammham, Garten- und Landschaftspflege Stammham

Elfen-Krokus, Schneeglöckchen, Märzenbecher, Blausternchen und Winterling eröffnen den Blütenreigen. Viele Blumenstauden wie Margeriten, Natternkopf, Vexiernelke, Bartnelken, Glockenblumen, Katzenminze, Lavendel usw. blühen im Sommer – Hauptsache ungefüllte Blüten. Und natürlich dürfen viele blühende Kräuter nicht fehlen. Es sind oft die kleinen unscheinbaren Blüten, welche Insekten magisch anziehen: Salbei, Thymian, Dost, Origano, Schnittlauchblüten und blühende Petersilie z.Bsp. Den Herbst beschließen Astern und Fette Henne. Nicht alle Balkonblumen erfreuen das Insektenherz, da Nektar und Pollen zu Gunsten von großen schönen Blüten abgezüchtet wuden. Probieren sie doch mal Gewürztagetes, Vanilleblumen, Männertreu, Portulakröschen, Schopflaveldel oder Wandelröschen im Balkonkasten aus. Auch eine einjährige Blütenmischung sieht schön aus und zieht Insekten magisch an.

  1. Stein auf Stein

Gartenbauverein Stammham, OGV Stammham, Garten- und Landschaftspflege Stammham

Trockenmauern und Steinpyramiden, welche ohne Mörtel aufgeschichtet werden und reichlich Fugen aufweisen sind für viele Tiere interessant. Die Hohlräume nutzen Laufkäfer, Wildbienen, Hummeln und Spinnen. In größeren Spalten führen sich Eidechsen zu Hause. Mauerblümchen wie Sedum, Mauerpfeffer, Zimbelkraut, Polster-Glockenblume oder Thymian erobern die Ritzen in der Senkrechten und locken mit ihren Blüten Bienen, Falter und Schwebfliege an. Verwenden sie dafür zum Beispiel Flusskiesel, Lesesteine vom Acker oder Sollnhofener Platten von der Abraumhalde. Die Steine werden nur mit etwas Sand dazwischen locker aufgeschichtet.

  1. Dornen und Stacheln

Vögel freuen sich über dichte Hecken und darin Schutz zu suchen und ihre Nester zu bauen. Aber es muss nicht gleich eine ganze Hecke sein. Auch ein einzelner Busch im kleinen Garten leistet gute Dienste für die Vögelchen. Vor allem, wenn er Dornen trägt – so haben Katzen, Marder und Sperber keine Lust Nesträuber zu spielen. Weißdorn, Stechpalme, Wildrose, Berberitze, Feuerdorn stehen auf der Vogel-Hitliste. Sie bieten neben geschützter Logis auch noch freie Kost.

Kein Licht im Dunkeln! Es bringt Unheil für Mensch, Tier und Pflanzen

Helle Lichtquellen stören empfindlich das Leben nachtaktiver Insekten und sind der Tod vieler Nachfalter. Richten Sie unvermeidliche Beleuchtungen immer nach unten aus und verwenden Sie nur Leuchtmittel, welche nicht warm werden. In den hellen Lichtkegeln verweilen die Nachtfalter und nachtaktiven Insekten wie in einem Gefängnis und verbrennen an den warmen Lampen.

Nachtaktive Tiere wie Igel und Kröte gehen viel später auf Futtersuche, wenn der Garten hell erleuchtet ist. Viele nachtaktive Tiere haben so zu wenig Zeit für die Futtersuche und legen zu wenig Speck für den Winterschlaf an.

Vögel fangen zu früh zu brüten an, weil durch das Licht Frühlingsgefühle entstehen – die frühe Brut erfriert dann in den Frühlingsfrösten. Im Herbst ziehen Zugvögel oft zu spät los, weil gemäß den Lichtverhältnissen für sie noch Spätsommer herrscht. Mann hat sogar erforscht, das Zugvögel wegen der hell erleuchteten Städte orientierungslos werden und mit langen Umwegen ins Winterquartier ziehen. Das kostet die Zugvögel unnötig Kraft – mit ein Grund für das Vogelsterben.

Auch Pflanzen leiden unter den hellen Lichtquellen. Bäume verlieren auf der lichtzugewandten Seite später das Laub und treiben früher an dieser Seite wieder aus. Die Äste der Blätterseite brechen unter der Schneelast ab; im Frühjahr erfrieren die Knospen der früh treibenden Seite wenn Frühlingsfröste auftreten. Blumenstauden leiden ebenfalls unter dem nächtlichen Licht. Das Holz der Blumen reift nicht aus und die Pflanzen ziehen ihre Nährstoffe später in den Wurzelballen ein. Für die Pflanzen herrscht eben noch Frühherbst. Im Frühling treiben sie ebenfalls zu früh aus und erfrieren. Für uns heißt dies kranke, schlecht blühende Blumenstauden.

Auch der Mensch leidet unter zu hellem Licht. Das Schlafhormon Melatonin wird nicht ausreichend gebildet – man schläft schlecht und unruhig.

Beleuchten sie also nur, was unbedingt notwendig ist. Am besten verwenden sie Lampen mit Bewegungsmelder. Achten sie darauf, dass Lichtquellen nicht in Nachbars Haus oder Garten scheinen. Wer in lauen Sommernächten im Garten sitzen möchte kann sich auch an heimeligen Kerzenlicht im Windglas erfreuen – es müssen nicht die dauerbrennenden Solarlampen sein. Dann können sie von der Terrasse aus auch nachtaktive Tiere beobachten. Wichtig ist, dass der Lichtstrahl nach unten gerichtet ist – Kugellampen können das nicht erfüllen. Und ein Garten muss nicht Dauer-illuminiert sein.

Selbst unser Dorf ist Nachts bereits so gut erleuchtet, dass man die Sterne Nachts nicht mehr sieht. Versuchen sie einmal, wie weit sie gehen müssen, um den Sternenhimmel wieder zu sehen.

Autorin: Petra Herbach